5. Januar 2024, 6:32 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Wechselhafte Außentemperaturen und trockene Heizungsluft setzen unserer Haut derzeit zu. Viele Cremes und Lotionen versprechen Entspannung durch Lipide – aber was versteckt sich hinter dem Begriff eigentlich genau? STYLEBOOK fragte beim Experten nach.
Dass man die Haut gut mit Feuchtigkeit versorgen sollte, ist nichts Neues. Was dabei aber häufiger vergessen wird: Eine gesunde Haut muss idealerweise auch mit Lipiden gepflegt werden. Die Fettsäuren sorgen für eine gestärkte Hautbarriere und blocken äußere Einflüsse ab.
Übersicht
- Was sind Lipide in der Haut?
- Woraus bestehen Lipide der Haut?
- Warum Feuchtigkeit nicht mit Wasser gleichzusetzen ist
- Was bestimmt den Lipidgehalt der Haut?
- Wie hoch ist der Lipidanteil in meiner Pflege?
- So kann es zu einem Lipidverlust in der Haut kommen
- Kann man die Haut mit zu viel Lipiden versorgen?
- Hautbarriere von Innen und Außen stärken
Was sind Lipide in der Haut?
Der Münchner Dermatologe Dr. Timm Golüke erklärt: „Lipide sind Fettsäuren, die die Haut selbst produziert. Damit sind sie ein wichtiger Bestandteil jener Schicht, die die Haut umgibt und schützt“. Fehlen sie, sei die Haut trockener, dünner und weniger vor dem Eindringen von Bakterien geschützt. „Im Winter produziert die Haut weniger körpereigene Lipide, weshalb man gerade in der kalten Jahreszeit auf die richtige Pflege setzen sollte“, so der Dermatologe weiter. Grundsätzlich gilt: Steigen die Temperaturen, kann der Fettgehalt der Creme gerne geringer ausfallen. Im Winter hingegen kann eine reichhaltige Pflege die sogenannte Haut-Lipid-Barriere gezielt unterstützen.
Woraus bestehen Lipide der Haut?
Hauteigene Lipide lassen sich in drei Gruppen unterteilen: Ceramide, Fettsäuren und Cholesterol. Als zelluläre Botenstoffe beeinflussen sie das Zellwachstum. Gleichzeitig bilden sie einen Teil der Hautbarriere und verhindern den Wasserverlust.
Warum Feuchtigkeit nicht mit Wasser gleichzusetzen ist
„Wir sprechen in der Branche immer davon, dass unsere Haut mehr Wasser braucht, und oft werden die Lipide nicht erwähnt, aber wir brauchen beides gleichermaßen“, sagte die Hautexpertin Pamela Marshall dem Frauenmagazin „Elle“. Für Marshall ist die Aussage, dass man sich durch Trinken eine hydratisierte Haut verschaffen kann, ein Mythos. Die Expertin weiter: „Viele Kunden kommen zu mir und sagen: ‚Aber ich trinke doch so viel Wasser‘, und so kommen wir auf die Lipide zu sprechen, und oft stelle ich fest, dass sie einfach nicht genug davon bekommen“. Spannende, trockene Haut, vermehrte Akne, Ekzeme, Rosazea und allgemeine Entzündungen sind nur einige der Symptome, die mit einer gestörten Barrierefunktion einhergehen.
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Was bestimmt den Lipidgehalt der Haut?
Doch nicht nur die Jahreszeit hat einen Einfluss auf den körpereigenen Lipidgehalt der Haut, ebenso entscheidend seien hormonelle und genetische Faktoren, wie Dr. Golüke anmerkt. So hätten einige Menschen von Natur aus fettigere, andere eher trockene Haut. Hinzu komme der Umstand, dass der natürliche Lipidgehalt in der Haut mit dem Alter nachlasse. Je nach Beschaffenheit der eigenen Haut kann man dann mit Cremes, die hautähnliche Lipide enthalten, nachhelfen.
Wie hoch ist der Lipidanteil in meiner Pflege?
Je nach Hauttyp ist der Anteil der Lipide im Produkt unterschiedlich hoch. Ob sie überhaupt enthalten sind, steht auf der sogenannten INCI-Liste der Inhaltsstoffe auf der Verpackung oder dem Beipackzettel. Dort finden sich dann der Wortbestandteil „-lipids“ oder der Begriff „Ceramide“, die eine Untergruppe der Fettstoffe bilden.
So kann es zu einem Lipidverlust in der Haut kommen
Leider kann das eine ganze Reihe von Ursachen haben. Lipidverlust kann durch äußere Faktoren wie Umweltverschmutzung, Hitze oder extreme Kälte, Rauchen, Alkohol, Ernährung usw. oder durch innere Faktoren wie emotionalen Stress, hormonelle Veränderungen, genetische Veranlagung oder Krankheiten verursacht werden. Auch kann eine falsche Skincare-Routine die Hautbarriere zerstören. „AHAs können unglaubliche Inhaltsstoffe sein, aber wenn sie zu oft verwendet werden, beeinträchtigen sie die Barrierefunktion der Haut, was zur Austrocknung führt“, erklärt die Expertin Marshall.
Kann man die Haut mit zu viel Lipiden versorgen?
Gewöhnt sich unsere Haut nicht auf Dauer daran, dass wir sie ständig eincremen und mit künstlichen Lipiden versorgen und verlernt deshalb, selbst genug Feuchtigkeit zu produzieren? Dr. Golüke erklärt, dass diese Sorge unbegründet sei: „Die Talgdrüsen merken sich nicht, dass sie eingecremt werden, weshalb auch kein Gewöhnungseffekt eintritt“, erklärt der Experte. Wer im Winter also unter trockener Haut leidet, kann getrost zur Creme greifen und damit seinen Lipidhaushalt unterstützen.
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Fazit: Es ist an der Zeit, Ihrer Haut ein wenig Lipid-Liebe zu schenken – und zwar von innen nach außen. Essenzielle Fettsäuren wie Omega-3-Fettsäuren sind Bausteine für eine gesunde Hautbarriere. Diese Fettsäuren finden Sie in Fisch wie Lachs, Forelle, Sardine, Hering und Makrele. Für Vegetarier und Veganer stehen Walnüsse, Chiasamen und Leinsamen auf dem Speiseplan. Es gibt auch zahlreiche Nahrungsergänzungsmittel, die den gesunden Ernährungsplan vervollständigen können.