27. November 2023, 20:02 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Heilerde werden viele gute Eigenschaften nachgesagt: So soll sie gestresste Gesichtshaut wieder ins Gleichgewicht bringen, bei verstopften Poren helfen und gleichzeitig die Haut mit wichtigen Mineralstoffen versorgen. Worauf man bei der Anwendung achten sollte, verrät STYLEBOOK.
Bekannt für seine medizinische Wirkung soll Heilerde auch der Haut guttun und sie beim Kampf gegen Schmutzpartikel, Talk und Bakterien unterstützen. Doch zeigt Heilerde auch Wirkung bei Pickeln und fettiger Haut? STYLEBOOK fragte bei der Dermatologin Dr. Yael Adler nach.
Übersicht
Was ist Heilerde?
Bei Heilerde handelt es sich um eine aus Tonmineralien gewonnene Substanz. Sie enthält viele Mineralien und Spurenelemente wie Zink, Eisen, Magnesium oder Kieselsäure und kann sowohl als Pulver als auch als Paste vorkommen.
Die Wirkung von Heilerde
Die in Heilerde enthaltenen Tonmineralien weisen eine Absorptionsfähigkeit auf. Bei einer Maske mit Heilerde entsteht demnach eine schwammartige Saugwirkung, welche überschüssiges Öl oder Schmutz aus der Haut ziehen können. Der Grund liegt in der Körnung der besonderen Erde – jedes einzelne Korn ist winzig und misst nur rund ein tausendstel Millimeter. Weil die Anzahl jedoch riesig ist, ergibt sich eine größere Oberfläche als bei „normaler“ Erde. „Dabei werden aber keine Giftstoffe der Haut aufgenommen“, räumt die Dermatologin Dr. Yael Adler ein, der Grund: „Die Haut hat gar keine Giftstoffe und wenn, dann nicht in nennenswerter Menge.“ Was eine Maske aus Heilerde dagegen wirklich bewirkt: „Im Grunde wird die Haut ausgetrocknet, Fett wird aufgesaugt, dadurch wird eine zu Akne neigende Haut etwas entfettet.“ Außerdem könne durch die enthaltenen Mineralien die Feuchtigkeit gesteigert werden.
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Heilerde hat auch einen Peeling-Effekt, der Horn-Schüppchen entfernt. „Gemeinsam mit dem Austrocknungseffekt und mit den Mineralien, die in der Heilerde enthalten sind, gibt es einen antibakteriellen Effekt im Hinblick auf die Veränderung der Haut-Flora“, erklärt Dr. Adler, wobei mit Flora die natürliche Bakterienbesiedlung auf der Haut gemeint ist.
So wird Heilerde angewendet
Sollte man destilliertes Wasser für die Maske verwenden?
In der Kosmetikbranche kommt destilliertes Wasser bei der Herstellung von Beauty-Produkten oft zum Einsatz. Das so gewonnene Wasser ist von Salz und Verunreinigungen befreit, reizarm für die Haut und hat einen hautfreundlichen pH-Wert. Dennoch findet Dr. Yael Adler nicht, dass man beim Anmischen einer Heilerde-Maske unbedingt destilliertes Wasser verwenden sollte. „Wenn man die Maske anrührt, kann man ganz normales Wasser nehmen. Dadurch wird die Wirksamkeit des Produkts nicht wesentlich verändert. Und normales Wasser ist nicht schädlich für die Haut – im Gegenteil.“
Warmes Wasser und ein Handtuch helfen bei fettiger Haut
Nach Meinung der Hautärztin liegen die guten Effekte der Heilerde in ihrer aufsaugenden Wirkung, ihrem Peeling-Effekt und den enthaltenen Mineralstoffen, die die Haut rückbefeuchten. Aber es könne eben auch zu viel des Guten sein, deswegen sei Heilerde nicht immer die beste Therapie. „Bei Akne empfehle ich den Gang zum Hautarzt, es gibt effiziente Therapien auf Rezept, kosmetische Behandlungen sind daher nur eine Ergänzung“, sagt Adler.
Diese Maske hilft bei fettiger Haut
Wer unter fettiger Haut leidet, fügt zwei Teelöffeln Heilerde einen Teelöffel Gesichtswasser mit Hamamelis hinzu, das zusätzlich entzündungshemmend wirkt. Wahlweise kann auch etwas lauwarmer Salbeitee eingerührt werden. Die mit Wasser verrührte Paste sollte zweimal in der Woche als Maske auf die Haut aufgetragen werden. Nach 20 Minuten die getrocknete Heilerde behutsam mit lauwarmen Wasser und einem weichen Waschlappen oder Schwamm abnehmen.
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Trockener Haut gibt Jojobaöl den Extrakick
Bei trockener Haut empfiehlt sich eine Maske aus zwei gehäuften Teelöffeln Heilerde, in die man ein paar Spritzer feuchtigkeitsspendendes Jojobaöl gibt. Als Alternative bietet sich auch duftendes Mandel- oder Kokosöl an. Das Ganze mit etwas Wasser zu einem Brei anrühren, den man einmal im Monat vorsichtig auf die Gesichtshaut aufträgt. Mund- und Augenpartien stets aussparen! Die Heilerde-Maske 20 bis 30 Minuten einwirken lassen und anschließend mit lauwarmem Wasser abspülen.
Heilerde bei Mischhaut für ein ausgeglichenes Hautbild
Bei Mischhaut kann sich eine partielle Anwendung von Heilerde positiv auf das Gesamthautbild auswirken. Hierbei eignet sich besonders eine Koalin-Heilerde, welche sich durch eine weiße bis rosafarbene Färbung auszeichnet. Die Maske wird dabei hauptsächlich auf der T-Zone, also auf Stirn, Nase und Kinn aufgetragen – hier sammelt sich am meisten Talg. Nach der Einwirkzeit waschen Sie die Maske mit lauwarmem Wasser ab. Für einen zusätzlichen Peelingeffekt auf trockeneren Hautstellen, sollten Sie dabei in kreisenden Bewegungen vorgehen.
Mögliche Risiken bei der Verwendung von Heilerde
Trägt man auf die Haut eine Maske mit Heilerde auf, wird das überschüssige Fett entfernt. Adler räumt allerdings ein, dass so womöglich auch „das nicht überschüssige Fett, also das gewünschte Fett“ entfernt werde. Das Resultat: Die Haut fühlt sich trockener an. Die Talgdrüsen hingegen, die überaktiv sind, arbeiten weiter wie gewohnt. „Denen ist völlig egal, was da oben auf der Hornschicht abgeht“, so Dr. Adler. Bedeutet: Wenn wir unsere Haut entfetten, entfernen wir nur die Fette aus Epidermis und den Talgdrüsen. „Wir kriegen ein trockenes und spannendes Hautgefühl, gleichzeitig produzieren die Poren weiter. Deswegen ist das eigentlich nur eine symptomatische Angelegenheit“, erklärt die Dermatologin. Durch den Peelingeffekt der feinen Körner werden allerdings Hornschüppchen und verstopfende Horn-Propfen aus den Poren entfernt und Mitesser geöffnet, sodass Talg besser abfließen kann. Das könne bei zu Akne neigender Haut hilfreich sein.
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Was bringen Heilerde-Masken aus der Drogerie?
Wer sich keine eigene Heilerde-Maske zu Hause anrühren möchte, greift häufig zu Produkten aus der Drogerie. Schließlich kommen diese bereits in einer praktischen Einzelportion und können ganz einfach mit einem Pinsel oder mit den Fingern aufgetragen werden. Laut Ökotest sind dabei die meisten Masken unbedenklich. Jedoch sollte man auf Inhaltsstoffe, wie Arsen achten, welches in seiner natürlichen Form in (Heil)Erde vorkommt und in zu großen Mengen giftig sein kann. Es lohnt sich also, die Zusammensetzung der Inhaltsstoffe auf den Produktverpackungen gründlich durchzulesen.
Experteneinschätzung
„Wer Hautbeschwerden hat, sollte grundsätzlich zum Hautarzt gehen, sonst drohen die Beschwerden chronisch zu werden. Wichtig ist auch herauszufinden, woher die Beschwerden eigentlich stammen“, so die klare Meinung von Dr. Yael Adler. Dabei gehöre Heilerde tatsächlich zu jenen Dingen, die man ihrer Meinung nach bei entsprechenden Beschwerden und guter Verträglichkeit anwenden könne. „Ansonsten finde ich immer: Warmes Wasser und Handtuch reicht. Und Eincremen immer nur an den Stellen, wo die Haut bedürftig und trocken ist und spannt. Aber niemals das gesamte Gesicht zumatschen. Sehr viele Hautprobleme lassen sich auch durch ‚weniger ist mehr‘ lösen“, so die Medizinerin. Die Balance komme dann nach rund vier Wochen ohne Seifen, Schäume, Mizellenwasser und Tinkturen im Gesicht – dann würde man erst merken, welcher Hauttyp man wirklich sei.
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Das sagt der Verbraucherschutz
Da die tatsächliche Wirkung von Heilerde umstritten ist, ist es wichtig, beim Kauf von Heilerde-Produkten auf mögliche, irreführende Werbeversprechen zu achten – gerade, weil es seitens der Behörden keine vorgeschriebenen Richtwerte oder Vorgaben zur Anwendung von Heilerde gibt.