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Wirkstoff Melanotan

Kann man durch die Verwendung von Nasenspray braun werden? 

Braune Haut durch Anwendung von Melanotan
Mit dem Wirkstoff Melatonan braun werden – das geht, ist aber nicht ungefährlich Foto: Getty Images
Laura Pomer freie Autorin bei STYLEBOOK

1. September 2022, 6:14 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

TikTok-Nutzer machen es vor: Sie sprühen sich vor dem Sonnenbad Melanotan in die Nase oder verabreichen sich den Wirkstoff regelmäßig per Spritze – dadurch wollen sie schneller und intensiver braun werden. Im Gespräch mit STYLEBOOK bestätigen zwar gleich mehrere Experten seinen möglichen Effekt. Sie raten jedoch dringend von der Anwendung ab.

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Was ist Melanotan?

Melanotan ist eine chemische Verbindung mit hormonähnlichen Eigenschaften. Sie ist dem körpereigenen melanozytenstimulierenden Hormon Melanotan I nachempfunden, korrekterweise heißt sie Melanotan II. Man schreibt ihr auch einen aphrodisierenden Effekt zu, was damit zusammenhängen dürfte, dass sie auf bestimmte Rezeptoren im Hypothalamus (Teil des Gehirns) einwirkt.

Die Substanz wurde in den Achtzigerjahren als Bräunungsmittel entwickelt, ursprünglich zur Injektion und zum Zweck der Hautkrebsprophylaxe. Sie bewirkt eine Stimulation der Melanozyten, also der pigmentbildenden Zellen, was neben einer optischen Bräunung der Haut vor allem deren Schutz gegenüber schädlicher UV-Strahlung erhöhen soll. Denn, vereinfacht gesagt, ist gebräunte Haut weniger anfällig für einen Sonnenbrand und potenzielle Schädigungen.

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Anwendung und Wirkung von Melanotan

Einfacher als per Spritze ist für die Selbstanwendung die Nutzung von Nasenspray. So ist Melanotan auch unter dem Hashtag #nasalspraytan zum viralen Trend auf TikTok avanciert. Weibliche wie männliche Nutzer schwören auf den Effekt regelmäßiger Sprühstöße – innerhalb weniger Wochen wollen sie sich von blass zu knackig braun verändert haben.

Was dabei genau im Körper passiert? Das synthetisch hergestellte Hormon stimuliert über das Gehirn die Melanozyten, mehr Melanin (= Farbpigmente) zu produzieren. Dadurch reagiert die Haut stärker auf Sonneneinstrahlung. Das Problem: „Wenn man eine Zelle stimuliert, kann sie sich auch mal in die falsche Richtung aktivieren lassen“, warnt Dermatologe Dr. med. Timm Golüke. Doch mehr zu den möglichen Nebenwirkungen später.

In Deutschland ist Melanotan nicht zugelassen

Melanotan ist in Deutschland nicht zugelassen. Das bedeutet, dass der Vertrieb entsprechender Mittel bei uns unter Strafe steht, so Golüke. Ebenso gilt in den USA bezüglich der Anwendung entsprechender Präparate und jene vermarktender Firmen eine offizielle Warnung durch die Behörde für Lebens- und Arzneimittel FDA; ähnliches in Großbritannien.

Sehr wahrscheinlich kommen die Melanotan-Sprays und Co., die aktuell bei TikTok gehypt werden, aus China, „wo die Produkte oft in geringerer Reinheit angeboten werden“. So ist es in einem Bericht von „Pharmazeutische Zeitung“ nachzulesen. Darin wird weiterhin davor gewarnt, dass ausländische Websites sowie vereinzelte Fitness- und Sonnenstudios nicht zugelassene Melatonin-Produkte in Umlauf bringen.

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Viele bekannte Nebenwirkungen und Gefahren

Auch wenn die Wirkung von Melanotan II als bestätigt gilt – es hat zahlreiche Nebenwirkungen. Hierzu zählen Hitzewallungen, Beeinträchtigungen des Verdauungstrakts (z. B. Übelkeit und Brechreiz) sowie schwere Herzkreislaufprobleme. Bei Männern kann es zu spontanen Erektionen kommen.

Eine wesentliche Gefahr von Melanotan liegt in seiner Wirkweise selbst. So kann die Überstimulation der Melanozyten genau das Gegenteil dessen bewirken, wofür es entwickelt wurde – sprich die Krebsgefahr sogar erhöhen. „Zudem sind durch die Bräune etwaige krankhafte Hautveränderungen schlechter zu erkennen“, warnt Dermatologin Dr. med. Sabine Zenker.

Nasenspray oder Spritze – beides gleich schlecht

Die (vermeintliche) Verfügbarkeit von Melanotan als Nasenspray dürfte mehr Anwender ansprechen. Denn verglichen mit einer Injektion in die Haut fürchten Laien durch einen einfachen Sprühstoß in die Nase wohl keine ernsteren Gefahren. Doch das ist ein Irrtum, erklärt Dr. Zenker. Zum einen sei eine physische Abhängigkeit möglich, wie man es auch von anderen Nasensprays kennt. „Und zum anderen kann man durch die Anwendung die empfindliche Nasenschleimhaut langfristig schädigen“, so die Expertin.

Fazit: Das „Bräunungs-Nasenspray“ ist ein TikTok-Trend, den man definitiv nicht mitmachen sollte.

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Quellen

Substanzmissbrauch »Barbie-Droge« Melanotan, Pharmazeutische Zeitung
– fachliche Beratung von Dermatologe Dr. med. Timm Golüke sowie Dermatologin Dr. med. Sabine Zenker

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