18. September 2023, 7:22 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Das sogenannte Schlafhormon Melatonin regelt nicht nur unseren Tag-Nacht-Rhythmus, sondern findet auch zunehmend Verwendung in Kosmetikprodukten. Was es damit auf sich hat und wie es dort wirkt – STYLEBOOK fragte bei einer Expertin nach.
Es ist vor allem als Einschlafmittel bekannt, aber auch in der Hautpflege stellt sich Melatonin als kleines Wundermittel heraus. So soll es der Hautalterung vorbeugen, die Kollagenbildung fördern und vor freien Radikalen schützen. STYLEBOOK hat mit der Dermatologin Dr. Susanne Steinkraus gesprochen und weiß, was wirklich dahinter steckt.
Übersicht
Was ist Melatonin?
„Das natürliche Hormon Melatonin, auch Schlafhormon genannt, steuert unseren Tag-Nacht-Rhythmus und bildet eine Art Gegenspieler zum Stresshormon Cortisol. Melatonin wird bei Dunkelheit verstärkt ausgeschüttet und sorgt dafür, dass der Energieverbrauch ebenso wie die Körpertemperatur und der Blutdruck sinken. Es lässt den Körper zur Ruhe kommen und ist wichtig für einen gesunden Schlaf“, erklärt Frau Dr. Steinkraus, Fachärztin für Dermatologie und Ästhetische Medizin in Hamburg. Aber auch in der Hautpflege findet Melatonin mittlerweile Verwendung.
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Auch die Haut selbst stellt Melatonin aktiv her und verfügt über sogenannte Melatoninrezeptoren, die zur Regulierung der Hauthomöostase beitragen. Die Melatoninsynthese in der Haut nimmt mit dem Alter ab und variiert je nach Hautpigment, wobei dunkle Haut über die höchste Melatoninkonzentration verfügt.
Wie kann man Melatoninmangel feststellen?
Symptome bei Melatoninmangel
Wenn Sie unter innerer Unruhe, Tagesmüdigkeit, chronischer Erschöpfung, einer schlechten Stressreaktion, Ein- und Durchschlafstörungen sowie zu frühem Erwachen leiden, könnte ein Melatoninmangel die Ursache sein. Die Konzentration von Melatonin im Körper kann mittels Speichelprobe bestimmt werden, die im Fachlabor ausgewertet wird.
Ursachen für Melatoninmangel
Einer Dysbalance des Melatoninspiegels liegt oft der eigene Lebensstil zugrunde, wobei vor allem folgende Einflussfaktoren in Betracht kommen:
1. Alkohol und Koffein
Alkohol und Koffein beeinflussen den Biorhythmus negativ und beeinträchtigen die körpereigene Melatoninproduktion.
2. Blaues Licht
Blaues Licht bezeichnet künstliches Licht mit einem hohen Blaulichtanteil, das vor allem von Smartphones, Fernsehern und Computern ausgesendet wird. Besonders vor dem Einschlafen sollten Sie diese Medien meiden, um Ihre natürliche Melatoninausschüttung nicht zu mindern.
3. Zeitumstellungen und -wechsel
Das Fliegen durch verschiedene Zeitzonen, Schichtarbeit, aber auch die Umstellung von Sommer- und Winterzeit kann den natürlichen Biorhythmus durcheinanderbringen und die Melatoninbildung negativ beeinflussen.
4. Alterungsprozess
Im Laufe der Jahre nimmt die natürliche Melatoninproduktion des Körpers ab. Bereits ab 40 Jahren produziert der Körper nur noch 60 Prozent der ursprünglichen Melatoninmenge.
Welche Vorteile verspricht Melatonin in der Hautpflege?
„Melatonin ist ein kleines Molekül mit lipophilen Eigenschaften, wodurch es leicht von der Haut aufgenommen wird und in den Blutkreislauf gelangt“, so Frau Dr. Steinkraus. „Zudem dringt es auch tief genug in den Zellkern ein, um Einfluss auf die Kollagenproduktion der Haut nehmen zu können.“
Das macht Melatonin in der Hautpflege zu einem Anti-Aging Booster – erste Anzeichen von Falten, die durch den natürlichen Kollagenabbau entstanden sind, lassen sich so mindern. Zudem enthalten Produkte mit Melatonin oft zusätzliche Anti-Aging Wirkstoffe wie Retinol, Vitamin C oder Hyaluronsäure.
Melatoninhaltige Kosmetikprodukte können die natürlichen Abwehrkräfte der Haut stärken sowie sichtbare Zeichen von Stress und Umweltverschmutzung abwehren. „Durch topische (äußerliche) Anwendung von Melatonin, selbst ein entzündungshemmendes Antioxidans, können freie Radikale neutralisiert sowie die natürliche Produktion antioxidativer Enzyme auf Genebene angeregt werden“, so Dr. Steinkraus.
Zudem regt Melatonin in der Hautpflege die Regeneration der Zellen an. So unterstützt der Wirkstoff die Verbesserung der geschädigten DNA und lässt die Hautbeschaffenheit ebenmäßiger aussehen. Das kann die Hautstruktur- und Festigkeit stärken.
Anwendung von Melatonin in der Hautpflege
Melatonin in der Hautpflege ist in Form von Cremes und Seren in Drogeriemärkten und Apotheken zu finden. „Empfohlen wird eine Anwendung vor dem Schlafengehen, da zu dieser Zeit unser Metabolismus, der Zellstoffwechsel sowie die Zellerneuerung der Haut auf Hochtouren laufen. Deswegen können Wirkstoffe über Nacht am besten ihr volles Pflegepotential entfalten“, so Dr. Steinkraus.
Als Nahrungsergänzungsmittel oral eingenommen werde Melatonin schlechter vom Körper aufgenommen und von der Leber sehr schnell wieder abgebaut. Deswegen empfiehlt sich die Anwendung über die Haut, wobei dazu aktuell keine nennenswerten Studien vorliegen.
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Risiken von Melatonin in der Hautpflege
Generell sollte man nicht vergessen, dass es sich bei Melatonin, auch wenn es in der Hautpflege verwendet wird, um ein Hormon handelt, dessen Einnahme mitunter massive Auswirkungen auf den Körper haben kann. Das Hormon wird von der Haut extrem gut aufgenommen und gelangt nachgewiesenermaßen auch bei topischer Anwendung in die Blutbahn, wo es auf den gesamten Körper einwirkt. Generell ist bei Hormonpräparaten Vorsicht geboten, im besten Fall lässt man sich zuvor von einem Facharzt beraten. Das gilt vor allem dann, wenn es wie im Fall von Melatonin kaum wissenschaftliche Belege für die optimale Dosierung, Anwendung und Wirkung gibt.
Quelle
- Mit fachlicher Beratung von Frau Dr. med. Susanne Steinkraus, Praxis für Dermatologie & Ästhetische Medizin in Hamburg.