14. April 2024, 16:16 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten
Wir alle haben Muttermale, ob angeboren oder im Laufe der Jahre entstanden. Sie treten in unterschiedlichsten Körperregionen, Formen sowie Ausprägungen auf und sind in der Regel harmlos. Warum man sie dennoch gut im Auge behalten sollte, wann sie gefährlich werden können und wann man sie entfernt werden müssen, haben wir von einem Experten erfahren.
Übersicht
- Was sind Muttermale und wie entstehen sie?
- Muttermale entfernen: Welche sind gefährlich?
- Was passiert beim Screening beim Dermatologen?
- Woran erkenne ich ein Muttermal, das möglicherweise entfernt werden muss?
- Muttermale entfernen: Welche Arten gibt es?
- Was kostet der Eingriff?
- Welche Vorteile hat das Entfernen?
- Was müssen Sie nach dem Eingriff beachten?
- Wie wähle ich den passenden Arzt aus?
- Kann man Muttermale selbst entfernen?
- Kann man problematischen Muttermalen vorbeugen?
Was sind Muttermale und wie entstehen sie?
„Muttermale sind stärker pigmentierte Hautzellen, gutartige Wucherungen der Haut, die durch eine Überproduktion von Melanin entstehen“, weiß Dr. Clemens Fritsch, Facharzt für Dermatologie, Venerologie und Allergologie in Düsseldorf. „Sie werden auch als Nävi oder melanozytäre Nävi bezeichnet und sind an sich harmlos. Allerdings kann jedes Muttermal auch bösartig entarten.“ Während Pigmentflecken wie Sommersprossen und Altersflecken kein Hautkrebsrisiko bergen, sollte man Muttermale laufend beobachten.
Übrigens ist es ein Irrglauben, dass sich Leberflecken und Muttermale aus medizinischer Sicht unterschieden. Bei dem Begriff Leberfleck handelt es sich lediglich eine umgangssprachliche Bezeichnung für einen Pigmentfleck oder ein Muttermal.
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Muttermale entfernen: Welche sind gefährlich?
„Eine regelmäßige Kontrolle Ihrer Muttermale ist essenziell für Ihre Hautgesundheit“, so Fritsch. „Ziel der Kontrolle ist es, Melanome, also möglichen Hautkrebs, frühzeitig zu erkennen. Als Melanom wird eine bösartige Wucherung der Hautzellen bezeichnet.“
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Was passiert beim Screening beim Dermatologen?
„Nach der Anamnese werden alle Muttermale mit einer speziellen Lampe sowie Lupe (Dermatoskop) betrachtet. Diese Untersuchung ist sehr gründlich und umfasst den gesamten Körper inklusive der für die Sonne schwerer erreichbaren Stellen wie Kopfhaut, Ohren, aber auch Nägel, Zehen und Fußsohlen und Mund“, erklärt Herr Dr. Fritsch. Bei Auffälligkeiten wird das Muttermal entfernt.
Die Kosten für das Screening werden in der Regel einmal jährlich von der Krankenkasse übernommen. Für den zusätzlichen Einsatz spezieller Auflichtmikroskope oder eine fotografische Dokumentation muss der Patient bei Bedarf allerdings selbst aufkommen.
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Woran erkenne ich ein Muttermal, das möglicherweise entfernt werden muss?
Auch wenn Sie nur wenige Muttermale haben, sollten Sie diese im Auge behalten. Hierfür können Sie sich an der ABCDE-Regel orientieren:
A = Asymmetrische Form: eine Hälfte des Muttermals sieht anders aus als die andere, es ist nicht gleichmäßig rund oder oval.
B = Begrenzung: ungleichmäßige Umrandung, gewellt, unscharf, schlecht definiert zum Normalgewebe.
C = Color (Farbe): ungleich starke Pigmentierung oder Mehrfarbigkeit. Das bedeutet, die Farbe von einem Bereich zum anderen variiert oder weist verschiedene Schattierungen auf. Diese können von hellbraun, braun oder schwarz bis zu roten oder hellen Farbtönen wie weiß reichen.
D = Durchmesser: schnelles Wachstum, oftmals vergrößerter Durchmesser von 5 mm oder größer.
E = Erhabenheit: Erhaben gewachsen oder knotig.
„Ein wichtiges Warnsignal ist auch, wenn das Muttermal anfängt zu bluten oder zu nässen. Dann sollten Sie umgehend einen Arzt aufsuchen“, empfiehlt Dr. Fritsch dringend.
Welche Kriterien müssen erfüllt sein, um Muttermale zu entfernen?
„Das Entfernen von Muttermalen kann aus medizinischen oder auch ästhetischen Gründen geschehen“, so Herr Dr. Fritsch. „Wichtig ist, dass der Patient zum Zeitpunkt des Eingriffs frei von Hauterkrankungen oder –entzündungen im betreffenden Hautareal ist.“
Muttermale entfernen: Welche Arten gibt es?
Wenn Sie sich dazu entschieden haben, ihr Muttermal entfernen zu lassen, kommen verschiedene Möglichkeiten in Betracht. „Welche Methode für welchen Patienten am besten geeignet ist, hängt von der Größe und Ausprägung des Muttermals sowie von den persönlichen Wünschen des Patienten ab und wird mit dem behandelnden Facharzt individuell festgelegt“, so Herr Dr. Fritsch.
1. Exzision: das operative Entfernen verdächtigen Gewebes
Die Exzision, das operative Entfernen, dauert etwa 10 Minuten und ist die am häufigsten gewählte Behandlungsmethode. „Bei diesem Verfahren wird unter örtlicher Betäubung die betroffene Hautpartie mittels Skalpell oder Stanzwerkzeug tief herausgeschnitten und im Anschluss wieder mit Nähten geschlossen“, klärt Herr Dr. Fritsch auf. Von Nachteil ist, dass möglicherweise Narben zurückbleiben und die Wunde während des Heilungsprozesses unangenehm spannen kann.
Die Exzision wird in jedem Fall angewendet, wenn Verdacht auf eine bösartige Wucherung besteht, da sie die einzige Methode ist, die wirklich sicherstellt, dass die gesamte Wucherung restlos entfernt wird. Die entnommene Probe wird anschließend mikroskopisch untersucht und bei Verdacht auf Hautkrebs zur Untersuchung an ein Labor geschickt.
2. Lasertechnik: nur bei gutartigen Wucherungen
Das Entfernen mit Lasertechnik dauert etwa 5 Minuten. Die betroffene Hautpartie wird zuerst oberflächlich mit dem Skalpell abgetragen, um eine histologische Untersuchung sicherstellen zu können. Anschließend wird sie schonend abgeplant (abladiert). Diese Behandlung ist effektiv, schonend, hinterlässt kaum oder nur kleinste Narben und ist aufgrund des Auftragens einer schmerlindernden Salbe zur Betäubung auch nahezu schmerzfrei.
Allerdings wird dabei nur die obere Hautschicht abgeschliffen und nicht die Wurzel erreicht. „Aus diesem Grund wird die Lasermethode nur angewendet, wenn das Entfernen aus ästhetischen Gründen geschieht und kein Verdacht auf eine bösartige Entartung besteht, denn es könnte sein, dass in der Tiefe noch Pigmentzellen zurückbleiben, die im Anschluss nicht mikroskopisch untersucht werden können“, so Herr Dr. Fritsch.
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3. Krythotherapie: Vereisen
Die Krythotherapie ist eine weitere Methoden, die ebenfalls ausschließlich bei gutartigen Wucherungen angewendet wird. Bei diesem Verfahren wird eine kleine Menge flüssigen Stickstoffs verwendet, um die betroffene Hautpartie oberflächlich durch Einfrieren zu zerstören. Dies dauert etwa 10 Minuten und hinterlässt oft Narben.
Was kostet der Eingriff?
Die privaten und gesetzlichen Krankenkasse tragen die Kosten, wenn das Muttermal aus medizinischen Gründen entfernt wird. Liegen ästhetische Gründe vor, übernimmt der Patient die Kosten. Diese variieren individuell stark, denn sie setzen sich aus Verfahren, Arzthonorar, Standort und etwaigen Zusatzleistungen zusammen. Bei einem operativen Eingriff kann man mit etwa 100 Euro, bei einer Laserentfernung mit 50 bis 100 Euro pro Eingriff rechnen. Wenn mehrere Muttermale in einer Sitzung entfernt werden, wird der Preis zumeist deutlich attraktiver, z.B. 250 Euro bei fünf gutartigen Muttermalen.
Welche Vorteile hat das Entfernen?
Durch das Entfernen einer suspekten Wucherung wird das Hautkrebs-Risiko des Patienten deutlich minimiert. Außerdem bietet es optische bzw. ästhetische Vorteile, da Muttermale oftmals als störend empfunden werden. Zudem dauert der Eingriff nicht lange und ist generell einfach, risikoarm und relativ schmerzfrei. Eine kurze Genesungszeit und kaum sichtbare Narbenbildung sprechen ebenfalls dafür.
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Was müssen Sie nach dem Eingriff beachten?
Für gewöhnlich treten bei diesem einfachen Eingriff keinerlei Komplikationen auf, vorausgesetzt, er wurde durch einen Facharzt durchgeführt. „Je nachdem welche Technik eingesetzt und an welcher Körperregion behandelt worden ist, können Sie bereits nach zwei Tagen meist wieder Sport machen; es kann aber auch eine Karenz von ein bis zwei Wochen nötig werden. Bei der Lasertherapie fallen die sich bildenden Krusten nach ca. sieben bis 10 Tagen ab. Sie sollten allerdings mindestens drei Wochen auf direkte Sonneneinstrahlung verzichten“, rät Herr Dr. Fritsch.
Unmittelbar nach der Behandlung kann es zu leichten Schwellungen in der betroffenen Region kommen. Selbst wenn vereinzelt Wundheilungsstörungen auftreten, klingen dieser in der Regel nach kürzester Zeit wieder ab. Falls nach zwei bis drei Tagen keine Besserung eintritt, sollten Sie Ihren Facharzt zur Nachbehandlung aufsuchen.
Wie wähle ich den passenden Arzt aus?
Achten Sie darauf, sich nur von ausgewiesenen Fachpersonal mit ausreichend Erfahrung auf dem Gebiet behandeln zu lassen. Er sollte sich ausreichend Zeit nehmen, Ihnen detailliert und vertrauensvoll die Methoden sowie deren Ablauf, Risiken und Vorteile zu erläutern.
Kann man Muttermale selbst entfernen?
„Leider hört man immer wieder von abenteuerlichen Tipps, wie sich Muttermale zu Hause selbst entfernen lassen. Vom Auftragen von Apfelessig, Jod oder Knoblauch bis hin zum schmerzhaften und riskanten Abkratzen oder sogar Abschneiden mit der Schere. Finger weg davon! Keine dieser Methoden ist erwiesenermaßen wirksam, im Gegenteil, sie können sogar gefährlich sein“, warnt Herr Dr. Fritsch.
Und wie sieht es mit Cremes aus der Apotheke aus, die eine schnelle und schonende Beseitigung versprechen? „Diese Salben bewirken meist nur ein Ausbleichen der Hautpartie und keine Entfernung. Sie bergen einige Risiken und keine nennenswerten Vorteile, daher die dringende Empfehlung, beim Entfernen auf einen Facharzt zu vertrauen“, rät Herr Dr. Fritsch.
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Kann man problematischen Muttermalen vorbeugen?
Überprüfen Sie regelmäßig Ihre Muttermale und halten Sie deren Entwicklung fest, falls Sie Ihnen verdächtig vorkommen. Hierzu können Sie ein Maßband neben das Muttermal legen und die Stelle fotografieren, um Größen- und Farbveränderungen festzuhalten. Da UV-Strahlung als Hauptursache für bösartige Entartungen gilt, ist täglich eine Creme mit hohem Lichtschutzfaktor empfehlenswert.