7. September 2023, 7:30 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Ein besonderer Feuchtigkeitsspender bei Kosmetikprodukten ist das Nachtkerzenöl. Welche Eigenschaften machen die nordamerikanische Pflanze außerdem so wertvoll für die Hautpflege? STYLEBOOK hat bei den Experten nachgefragt.
Nachtkerzenöl soll angeblich bei entzündeter Haut und Ekzemen helfen und sogar Menstruationsbeschwerden lindern können. Was wirklich dahinter steckt, und wie man den Wirkstoff am besten anwendet, verraten der Dermatologe Dr. Timm Golüke und Birgit Huber vom Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel.
Übersicht
Was ist Nachtkerzenöl?
Nachtkerzenöl, oder auch „Oenothera biennis oil“ ist ein Wirkstoff, der oftmals in Hautpflegeprodukten – hierbei vor allem in der medizinischen Hautpflege – enthalten ist. Das Öl wird aus den Samen der Nachtkerze gewonnen, einer Pflanze, die ursprünglich aus dem Südwesten Nordamerikas stammt. Rund 200 Samen produziert jede einzelne Frucht. Trotzdem ist die Ausbeute an Öl nur gering und die Herstellung daher sehr aufwendig.
Wie wird der Wirkstoff angewendet?
Nachtkerzenöl lässt sich topisch auf der Haut oder innerlich als Nahrungsergänzungsmittel anwenden. Für die Anwendung auf der Haut kann man das Öl entweder in seiner reinen Form auftragen, oder zu Hautpflegeprodukten in Form von Cremes, Lotions oder Seifen mit entsprechendem Inhaltsstoff zurückgreifen. Nachtkerzenöl als Bestandteil von Pflegeprodukten eignet sich insbesondere für reife und empfindliche Haut. „Es weist einen hohen Gehalt an Gamma-Linolensäure und Linolsäure auf“, erklärt Birgit Huber vom Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel.
Welche Wirkung hat Nachtkerzenöl?
Nachtkerzenöl bei gereizter Haut
Nachtkerzenöl hat eine beruhigende Wirkung auf empfindliche Haut und unterstützt ihre Schutzfunktion. „Zudem eignen sich Cremes mit dem pflanzlichen Öl besonders bei trockener Haut, da es als zuverlässiger Feuchtigkeitsspender dient und die Haut glatt und geschmeidig hält“, ergänzt Birgit Huber. „Auch gegen brüchige Nägel kann Nachtkerzenöl hilfreich sein.“ Aufgrund der enthaltenen Gamma-Linolensäure ist der Inhaltsstoff zudem für Personen mit Problemhaut gut geeignet. Bei Ausschlägen oder Hauterkrankungen wie Neurodermitis und Schuppenflechte kann Nachtkerzenöl außerdem ein wirksames Hilfsmittel sein. Das Öl sollten Sie dafür mehrere Wochen in die Hautpflegeroutine integrieren. Der Juckreiz wird gelindert, das Hautbild langfristig verbessert.
Innere Anwendung bei PMS-Beschwerden
Nicht nur in der Hautpflege, auch bei PMS-Beschwerden kann das Pflanzenöl weiterhelfen. Der Wirkstoff kann nämlich dazu beitragen, den Hormonhaushalt zu regulieren und Menstruationsbeschwerden wie Hitzewallungen oder Abgeschlagenheit zu lindern. Als PMS-Helfer muss das Öl innerlich angewendet werden. Nachtkerzenöl ist deshalb auch in praktischen Kapseln zum Schlucken erhältlich.
Mögliche Risiken bei der Anwendung
Grundsätzlich bietet Nachtkerzenöl viele gesundheitliche Vorteile. Dennoch gibt es einige Dinge, die man bei der Anwendung beachten sollte. Wie immer bei Hautpflegeprodukten, die Sie topisch aufgetragen, sollten Sie im Voraus einen Patch-Test durchführen, um eine allergische Reaktion auszuschließen. Das Pflanzenöl hat außerdem eine blutdrucksenkende Wirkung, weshalb Menschen mit niedrigem Blutdruck nur geringe Mengen zu sich nehmen sollten.
Experteneinschätzung
Dermatologe Dr. Timm Golüke schätzt den Wirkstoff als weitestgehend positiv ein: „Nachtkerzenöl ist in der Ekzempflege sehr bekannt, weil es mehrfach ungesättigte Omega-6-Fettsäuren enthält. Man kann es gut bei Ekzemen oder Neurodermitis anwenden, da es die Feuchtigkeitsverluste der Haut verringert und die Barrierefunktion der Haut stärken kann.“ Dennoch warnt der Arzt auch vor möglichen allergischen Reaktionen. „Wer zu Allergien neigt, sollte das Pflanzenöl zunächst an einer kleinen Hautstelle testen“.
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Das sagt der Verbraucherschutz
Für die Anwendung auf der Haut gibt es keine begrenzten Dosierungsempfehlungen. Nimmt man Nachtkerzenöl allerdings als Nahrungsergänzungsmittel zu sich, sollte man darauf achten, nicht die Verzehrempfehlung von maximal 1.500 mg pro Tag zu überschreiten.
Quellen
- mit fachlicher Beratung von Dr. Timm Golüke, Dermatologe aus München
- mit fachlicher Beratung von Birgit Huber vom Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel
- Nachtkerzenöl zur Nahrungsergänzung, Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit