26. Juli 2023, 6:53 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Wer sich tätowieren lässt, hat nicht nur beim Motiv die Qual der Wahl, sondern auch bei den Farben. Rot ist beliebt, soll aber wie keine andere Farbe Allergien und Ausschläge verursachen. Doch stimmt das wirklich? STYLEBOOK hat bei einer Expertin nachgefragt
Etwa 35 Prozent aller erwachsenen Deutschen sind tätowiert. Die meisten wählen dafür den Klassiker unter den Farben: Schwarz. Im Trend aber liegen aber auch rote Tattoos – genau wie zeitlose Motive von Rosen und Herzen. Rote Tattoo-Farbe hat jedoch einen schlechten Ruf und das leider nicht zu Unrecht. STYLEBOOK weiß mehr.
Übersicht
Rote Tattoos weisen Quecksilbersulfid auf
Forscher der Universität Graz haben 73 Tattoo-Farben untersucht und 2021 ihr Ergebnis veröffentlicht: Man fand überall die oft unverträglichen Metalle Nickel und Chrom, die häufigsten Verunreinigungen enthielten jedoch die Farbstoffe von roten Tattoos. In ihnen fand sich zusätzlich noch Quecksilbersulfid. „Bei diesem Schwermetall ist das Risiko deutlich größer, dass der Körper allergisch reagiert“, sagt Dr. Alice Martin, Dermatologin und Mitbegründerin der Telepraxis Dermanostic. „Das muss nicht zwingend passieren, aber die Wahrscheinlichkeit ist erhöht.“
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Mögliche allergische Reaktionen
Rote Tattoos können also eher allergische Reaktionen auslösen als andersfarbige Tattoos. Wie stark diese Reaktionen ausfallen, ist individuell unterschiedlich. Es können leichte Rötungen auftreten, bei manchen juckt oder brennt die Haut. In schweren Fällen kommen Übelkeit, Fieber oder Atemnot hinzu. „Diese Symptome müssen nicht sofort auftreten, sondern können sich auch erst später bemerkbar machen“, warnt die Dermatologin. Je nach Schwere der Symptome sollte ein Arzt aufgesucht werden. Wenn möglich, lässt man sich vom Tätowierer die Inhaltsstoffe der verwendeten Farbe zeigen. Dann kann gegebenenfalls ein gezielter Allergietest Aufschluss bringen und die Behandlung entsprechend angepasst werden.
Wer sich zum ersten Mal tätowieren lässt, weiß natürlich nicht, wie sein Körper darauf reagiert. Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte es daher zunächst mit einem schwarzen Tattoo probieren. Dr. Alice Martin gibt jedoch zu bedenken: „Egal, welche Grundbestandteile in den Farben enthalten sind – es sind alles körperfremde Stoffe und die Haut kann auf jeden dieser Stoffe allergisch reagieren.“ Die Dermatologin empfiehlt, ganz aufs Tattoo zu verzichten, wenn man generell zu Allergien oder Hautproblemen wie Neurodermitis oder Schuppenflechte neigt.
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Rote Tattoos lassen sich schlechter entfernen
Schwermetalle, erhöhtes Allergie-Risiko – es spricht beim Tätowieren leider einiges gegen die Signalfarbe Rot. Und auch wenn es darum geht, Tattoos wieder zu entfernen, hat man es mit dieser Farbe vergleichsweise schwer. „Einige Tattoo-Farben lassen sich schlecht weglasern“, weiß Dr. Alice Martin aus ihrer langjährigen Praxis-Erfahrung. „Dazu gehört auch Rot. Das Lasergerät kann ihre Farbpigmente schlechter erkennen als andere.“
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Sind rote Tattoo-Farben verboten?
Seit 2022 sind viele Tattoo-Farben innerhalb der EU verboten. Die sogenannte REACH-Verordnung (ein strenges Chemikaliengesetz) legt dabei fest, welche Farbpigmente zugelassen sind und welche nicht. Auch einige Pigmente für rote Tattoos sind darunter zu finden. Der Markt reagierte daraufhin mit der Entwicklung neuer Farben – und das ganz ohne die gefährlichen Inhaltsstoffe. Diese sind jedoch seltener zu finden und oftmals teurer als die herkömmlichen schwarzen Tattoo-Pigmente. Wer also dennoch nicht auf die bunte Körperkunst verzichten möchte, sollte sich im Vorhinein gründlich über das bevorzugte Studio informieren und bestenfalls einen Farb-Experten ans Werk lassen.
Quellen
- mit fachlicher Beratung von Dermatologin Dr. Alice Martin, Telepraxis Dermanostic
- 35 Prozent der erwachsenen Deutschen sind tätowiert, Spiegel.de
- Forschungen der Uni Graz
- REACH-Verordnung, Umweltbundesamt