4. April 2022, 6:16 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Reinigung, Toner, Serum, Moisturizer, Augencreme, Sonnenschutz, Make-up – all das gehört fest zu meiner alltäglichen Beauty-Routine. Ein Produkte-Feuerwerk, das nicht nur Geld, sondern auch viel Zeit kostet. Aber muss das wirklich sein? Geht es meiner Haut schlechter, wenn ich sie einfach mal sich selbst überlasse? Ich probierte es aus und ließ mich auf 14 Tage „Skin Fasting“ ein.
Skin Fasting kann mit „Fasten der Haut“ übersetzt werden. Während viele von uns hin und wieder auf Alkohol oder Süßigkeiten verzichten, schwört man dabei der Hautpflege ab und trägt kein Make-up. Für alle, die Skin Fasting auf die Spitze treiben wollen, gibt es die Ganzkörpervariante – dabei nutzt man auch kein Deo oder Shampoo. Ich beschränkte Skin Fasting auf mein Gesicht. Wie es sich anfühlte? Hier meine Erfahrungen der Reihe nach.
Übersicht
Was soll Skin Fasting bringen?
Warum ich Skin Fasting ausprobieren wollte, obwohl ich mich total gerne mit Skincare beschäftige und es liebe, durch die Drogerie zu schlendern? Ganz einfach: Auf Pflege zu verzichten und kein Make-up mehr zu tragen, versprach eine immense Zeit- und Kostenersparnis. Ein wichtiger Aspekt war auch, dass viele Produkte bedenkliche Inhaltsstoffe enthalten und sich diese mehr oder weniger unbemerkt in meinen Organismus schmuggeln können. Zudem bietet ein Zuviel an Pflege bekanntermaßen viele Nachteile und soll die Haut im schlimmsten Fall sogar langfristig schädigen. Ich hatte irgendwo gelesen, dass die Haut bei zu viel Pflege träge werden und verlernen kann, sich selbst zu helfen. Meine Motivation: Skin Fasting könnte eine gute Gelegenheit sein, meine Haut wieder an ihre eigenen Kräfte zu erinnern und diese anzukurbeln. Auch soll die Sauerstoffaufnahme der Haut verbessert werden, weil die Poren freier und nicht durch Make-up oder Cremes blockiert sind. Ebenso soll die Haut – Skin Fasting sei Dank – mit der Zeit rosiger und frischer aussehen.
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Meine Erfahrung mit Skin Fasting
Woche 1 – kein Make-up, keine Hautpflege
Bei meinem Skin-Fasting-Experiment galt für mich von Anfang an die Devise „ganz oder gar nicht“. Einzig warmes Wasser, das ich mir beim Duschen über das Gesicht laufen ließ, gönnte ich mir. Ich verzichtete sogar auf ein unterstützendes Microfasertuch. Die ersten Tage fiel mir das leicht, aber ich bekam zunehmend das Gefühl, mir den Schmutz des Alltags vom Gesicht waschen zu wollen. Ich erinnerte mich an die Reinigungsrückstände auf meinen Wattepads und stellte mir vor, dass dieser Schmutz nun einfach auf meiner Haut zurückblieb. Keine schöne Vorstellung. Besonders schwer fiel mir, mein Gesicht nicht einzucremen. Die Haut fühlte sich extrem trocken an, das Spannungsgefühl war kaum auszuhalten. Vor meinem inneren Auge sah ich schon kratertiefe Falten und fiese trockene Hautstellen voller Abschuppungen. Erst ab Tag fünf wurde es besser, aber die Herausforderung blieb und ich war immer wieder kurz davor, aufzugeben oder mir zumindest mit frisch eingecremten Händen ins Gesicht zu fassen.
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Nach wenigen Tagen hatte sich meine Haut aber scheinbar schon mit dem Pflege-Entzug abgefunden, die erwarteten trockenen oder roten Stellen blieben aus. Aber: Ein neues, verbessertes Hautbild konnte ich auch nicht feststellen. Im Gegenteil, mein Gesicht kam mir fahl und müde vor. Und was blieb, war das unangenehme Spannungsgefühl. Außerdem fiel es mir erstaunlich schwer, kein Make-up aufzutragen. Ich bin zwar generell nie stark geschminkt, habe aber sehr helle Haut, Augen, Haare und Wimpern. So ganz ohne Wimperntusche und Rouge fühlte ich mich blass. Während meines Experiments erwachte in mir denn auch zum ersten Mal der Wunsch nach gefärbten Wimpern und Augenbrauen. Keine Konturen im Gesicht zu haben, nagte an meinem Selbstbewusstsein.
Woche 2 – kann man Creme vermissen?
In Woche zwei wurde es nicht besser. Ich vermisste meinen duftenden Cleanser und das tolle Gefühl, frisch gereinigter Haut. Mir fehlte mein Moisturizer mit all seinen Wirkstoffen und das angenehme Gefühl der Creme auf der Haut. Ich fühlte mich nach sieben Tagen immer noch auf Entzug. Was es nicht besser machte: Ich wurde während meines Experiments häufig von Bekannten angesprochen. Aber nicht etwa wegen eines verbesserten Hautbilds, sondern eher darauf, dass ich plötzlich so gar kein Make-up mehr trug.
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Immer wieder ertappte ich mich dabei, wie ich an kleinen Mitessern herumdrückte, die ich sonst mit meiner Skincare-Routine gut in Schach hielt. Die Unreinheiten waren durch meine Skin-Fasting-Tage zwar nicht mehr geworden, aber eben auch nicht weniger. Auch an Tag zehn konnte ich nicht wirklich sagen, dass meine Haut besser aussah. Ich bildete mir ein, dass sie etwas weniger spannte, aber merklich frischer oder rosiger war sie nicht. Ab Tag zwölf plante ich bereits mein Beauty-Comeback und freute mich schon auf eine reichhaltige Feuchtigkeitsmaske und einen fettigen Moisturizer, den ich voller Hingabe auftragen würde. Und so schaffte ich es tatsächlich, bis zum Ende durchzuhalten.
Vor- und Nachteile von Skin Fasting
Zwar konnte ich letztlich keinen sichtbar positiven Effekt feststellen, aber Skin Fasting war für mich der perfekte Anlass, um mich intensiv mit meiner Hautpflegeroutine auseinanderzusetzen. Ich nahm die Auszeit zum Anlass, mir meine Produkte genauer anzusehen. Fragwürdige Inhaltsstoffe recherchierte ich im Netz und mistete danach ordentlich aus.
Aber das Ganze hatte auch Nachteile: So musste ich auf Sonnenschutz verzichten, was bestimmt nicht gut für meine Haut war. Schließlich ist täglicher Sonnenschutz ein absolutes Muss und nichts, was die Haut selbst regeln kann. Ohnehin denke ich, dass meiner Haut komplett ohne Beauty-Produkte wichtiger Schutz im Alltag fehlte. Freie Radikale, Blaues Licht oder sonstige schädliche Umwelteinflüssen bekämpfe ich sonst zum Beispiel mit Antioxidantien. Diese können zwar auch durch Nahrung aufgenommen und von der Haut selbst gebildet werden – aber kann man deshalb wirklich problemlos auf unterstützende Cremes und Seren verzichten? Und: Die eigene Beauty-Routine aufzugeben, hieß für mich auch, auf meine für mich wichtige „Me-Time“ zu verzichten. Meine neue, nicht vorhandene Beauty-Routine sparte zwar viel Zeit im Alltag – aber eben auch Zeit, die ich alleine für mich aufgewendet habe. Und die fehlte mir in den zwei Wochen tatsächlich.
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Fazit: Würde ich es wieder tun?
Insgesamt war das Skin Fasting für mich leichter als gedacht, stellte aber auch keinen Game Changer dar. Die Konsequenz: Ich werde meine Haut zukünftig eher nicht mehr sich selbst überlassen. Und wenn doch, färbe ich mir vorher definitiv Wimpern und Augenbrauen und mache eine Fasten-Ausnahme für Sonnenschutz. So viel steht fest.
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