24. August 2022, 14:52 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Veränderungen der Haut mit dem Alter sind ganz natürlich – doch wie sieht es da mit Tattoos aus? STYLEBOOK hat mit einem Experten gesprochen, wie sich die Körperkunst im Laufe der Zeit verändert – und was Tätowierte vorbeugend tun können.
Es gibt viele verschiedene Faktoren, die Einfluss auf die Beschaffenheit, die Qualität und die Lebensdauer einer Tätowierung haben. Direkt nach dem Stechen sollte man sowohl Wasser als auch direkte Sonneneinstrahlung meiden, da beides die frische Farbe verblassen und/oder verlaufen lassen kann. Aber auch wenn die Wundheilung dann abgeschlossen ist, lebt ein Tattoo unser Leben tagtäglich mit und ist den verschiedensten Umwelteinflüssen ausgesetzt.
STYLEBOOK hat mit Florian Riffel, dem Geschäftsführer vom Tattoo-Studio Autark in Berlin, darüber gesprochen, welche Faktoren den Tattoo-Alterungsprozess besonders stark beeinflussen.
Übersicht
Sind Tattoos mit Farbe anfälliger als schwarze?
„Auf jeden Fall! Es ist aber auch stark abhängig davon, wie routiniert bzw. erfahren der Tätowierer ist, der das Motiv gestochen hat“, erklärt Tattoo-Experte Riffel. Natürlich spielt bei der Haltbarkeit und dem Alterungsprozess von Tätowierungen auch die Haut des jeweiligen Kunden eine Rolle, generell ist ein farbiges Tattoo aber anfälliger gegenüber Sonneneinstrahlung und neigt dazu, schneller zu verblassen. Riffel: „Schwarz bleibt meist zwar auch nicht für immer Schwarz, steht jedoch grundsätzlich solide in der Haut.“ Er rät daher dazu, farbrealistische Arbeiten mit schwarzen Linien zu verstärken, denn die bunten Motive „neigen zum Verschwimmen, vor allem dann, wenn sie nicht gut gemacht sind.“
Welche Motive verändern sich besonders stark?
Besonders anfällig für Veränderungen sind filigrane Linien, glatte Kanten und sehr realitätsnahe Tätowierungen, die durch ihre starken Kontraste wirken. Ein Verschwimmen der Ränder kann hier bereits nach fünf bis zehn Jahren auftreten. „Die Haut ist ein Organ und kein Stück Papier, Beton, Holz oder eine Tafel. Die Zellen erneuern sich und arbeiten“, erklärt Experte Riffel. „Die Pigmente, die sauber und dünn eingearbeitet wurden, verändern sich durch den Zellaufbau sehr stark. Dünne Linien werden irgendwann 2-3 Mal so dick“, warnt er. Ein realistisches Motiv sollte daher in unterschiedlichen Kontraststufen und mit unterstützenden Linien gestochen werden, so kann ein Auslaufen und vorzeitiges Verblassen verhindert werden.
Wie beeinflussen Gewichtsschwankungen und Schwangerschaft den Tattoo-Alterungsprozess?
Wird die menschliche Haut etwa durch eine Gewichtszunahme stark gedehnt und anschließend schnell wieder gelockert, kann das Bindegewebe nicht rechtzeitig reagieren. Das hat zur Folge, dass die überdehnte Haut ausleiert und schlaff herunterhängt. Deshalb will die Stelle für ein Tattoo gut überlegt sein. Bei starker Gewichtszunahme wird ein kleines Motiv am inneren Oberarm logischerweise weniger verzerrt als eines in der Bauchgegend. Ähnlich verhält es sich bei einer Schwangerschaft. Diese beeinflusst ein Tattoo außerhalb der Bauchgegend quasi nicht, das Motiv am Bauch wird aber unter Umständen stark verzerrt.
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Gewichtsschwankungen von normalem Ausmaß, die Haut und Bindegewebe genügend Zeit zur Regeneration geben, beeinflussen ein Tattoo minimal bis gar nicht. Zu den ,sichersten‘ Körperstellen für Tätowierungen gehören daher der Rückenbereich, Nacken- und Schulterpartie sowie alles unterhalb des Knies.
Hat mein Alter einen Einfluss auf das Ergebnis beim Stechen?
Grundsätzlich ist der Alterungsprozess der Haut bei jedem Menschen individuell. Eine pauschalisierende Aussage kann man nur schwer treffen. Das liegt in erster Linie daran, dass der Zustand der obersten Hautschicht von vielen verschiedenen Faktoren abhängt. Etwa von Ernährung, Körperpflege und Lebensstil. Trotzdem sagt Florian Riffel, dass es für’s Tätowieren umso besser sei, wenn die Haut jung und auch nicht so stark durch etwaige Sonnenbrände vorbelastet ist.
Wie verändert der Alterungsprozess mein Tattoo?
Die konstante Zellerneuerung unseres Körpers ist für die Regeneration unseres Hautbilds unentbehrlich. Aber sie hat auch eine negative Wirkung auf Tattoos, da sie das Verschwimmen, Verblassen und Ausfransen der Motive begünstigt. In den meisten Fällen sind die Veränderungen der Tattoos aber relativ undramatisch. Vor allem großflächige Motive behalten auch im Alter ihren Erkennungswert. Das A und O ist dabei die richtige Pflege. Denn: „Pflegt der Träger seine Tattoos, wird er lange etwas davon haben“, so Experte Riffel.
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Was kann ich gegen den Tattoo-Alterungsprozess tun?
Der größte Feind von Tätowierungen sind UV-Strahlen, daher ist in der Sonne Vorsicht geboten! Motive an exponierten Stellen sollten besonders gut mit Sonnencreme geschützt oder aber von Kleidung verdeckt werden, wenn man das Verblassen des Tattoos vermeiden möchte. Selbstverständlich wirkt sich auch die richtige Pflege und das regelmäßige Nachstechen der Tätowierung positiv auf ihr Erscheinungsbild aus. So sollten kleine Motive generell nach ein bis zwei Jahren nachgestochen werden, größere Tattoos ungefähr fünf Jahre später. Experte Riffler gibt aber zu bedenken, dass auch das nicht immer hilft. Der Grund: „Je mehr Pigmente in die Haut kommen, desto breiter und ausgedehnter werden beispielsweise kleine Schriftzüge“, so der Tätowierer.
Fakt ist: Es ist nicht zu verhindern, dass sich die Tätowierung mit der Zeit verändert, schließlich altert das Motiv mit. Den Prozess kann man lediglich mit der richtigen Pflege verlangsamen.