7. Juni 2024, 17:58 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Für tätowierte Haut gibt es mittlerweile jede Menge Extra-Pflegeprodukte auf dem Markt. Aber wie sinnvoll sind spezielle Tattoo-Sonnencremes und –Bodylotions wirklich? Ein Experte klärt auf.
Tattoos liegen im Trend! In der Altersklasse zwischen 20 und 30 trägt mittlerweile mindestens jeder Zweite mindestens ein Motiv auf bzw. unter der Haut. Insgesamt ist ein gutes Viertel der Bevölkerung in Deutschland tätowiert – Tendenz steigend. Kein Wunder, dass die Beauty-Industrie da einen Markt für Spezialkosmetika sieht. Empfahl das Tattoo-Studio früher Produkte aus dem Ausland oder aus der Apotheke, so stehen spezielle Tattoo-Pflegeprodukte wie Lotionen und Cremes nun auch in unseren Drogerieregalen. Egal, ob Start-up oder Kosmetikriese: Die Markenauswahl in Sachen Tattoo-Pflege ist groß, selbiges gilt für die Produktpaletten.
Übersicht
Weshalb benötigt tätowierte Haut besondere Pflege?
Bricht man es aufs Wesentliche herunter, handelt es sich bei einem Tattoo um eine Verletzung der Haut. Das bedeutet auch, dass diese Haut besonderer Pflege bedarf. Ob dafür spezielle Tattoo-Pflegeprodukte benötigt werden, sei dahin gestellt. Um Farben und Konturen möglichst lange zu erhalten, ist die richtige Pflege dennoch unerlässlich – und zwar auch, wenn das Tattoo bereits abgeheilt ist. Denn dann kann das Tattoo immer noch verblassen, was als Tattoo-Aging bezeichnet wird.
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Was sollen spezielle Tattoo-Pflegeprodukte bringen?
Neben den Tipps von Dermatologen und Tätowierern, gibt es zahlreiche Tattoo-Pflegeprodukte, die speziell bei frischen Tätowierungen helfen sollen. Versprochen wird etwa „Feuchtigkeitspflege für intensive und leuchtende Farben“. Eine Sonnenlotion mit mindestens Lichtschutzfaktor 30 soll die Farben vor dem Verblassen schützen und lange wie frisch gestochen aussehen lassen. Aber sind die Produkte wirklich besser für die Tattoo-Pflege geeignet, oder ist das alles mehr Schein als Sein?
Spezielle Tattoo-Pflegeprodukte – das meint der Experte
Dermatologe Dr. Gerd Kautz, Vertreter des Berufsverbandes der Deutschen Dermatologen, schreibt den Produkten durchaus einen positiven Effekt zu – wenn auch eher einen psychologischen. „Wenn Sie jungen Leuten sagen ‚Benutz Sonnenschutz‚, dann ist das ein langweiliges Thema. Wenn Sie aber sagen ‚Du musst Dein Tattoo besonders pflegen‘, dann ist das eine coole Sache“, meint der Experte. Deshalb sehe er solche Tattoo-Pflegeprodukte durchaus positiv, auch wenn es keine großen Studien gebe, die zeigen würden, welche Inhaltsstoffe extra gut für Tätowierte seien.
Ohnehin hält Dr. Kautz es für dringend geboten, vor allem junge Menschen dazu zu motivieren, mehr Cremes, Sprays oder Fluide zu verwenden. „Lichtschutz wird viel zu wenig betrieben – gerade in der jungen Generation ist das Bewusstsein zu gering.“ In anderen Ländern wie Australien sei man da viel weiter, urteilt der Dermatologe. „Wahrscheinlich bringen Tattoo-Kosmetika nicht viel mehr als normaler Sonnenschutz oder normale Hautpflege, aber auch die wird ja eben zu wenig gemacht.“ Also: Tattoo-Pflege erfüllt zumindest den Zweck, Tattoo-Besitzer dazu zu bewegen, ihrer Haut mehr Aufmerksamkeit zu schenken. „Wenn jeder seine Haut ordentlich pflegen würde, wäre das für uns Mediziner deutlich unproblematischer“, so Dr. Kautz.
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Die richtige Hautpflege ist wichtig
Zu guter Hautpflege – unabhängig von Tattoos – gehöre auch, sie nicht zu trocken werden zu lassen und sich klug zu reinigen. „Wir waschen uns alle zu viel!“, meint der Experte. Man könne ruhig täglich duschen, sollte dabei aber möglichst wenig Seife oder Duschgel benutzen. „Ein bisschen an schwitzigen Stellen reicht.“ Was die Feuchtigkeitspflege angehe, reiche Sonnenschutz aus dem Discounter meist völlig, überteuerte Produkte aus Edelparfümerien seien unnötig, meint er und rät: „Nehmen Sie den Hautschutz, mit dem Sie am besten zurechtkommen und der auch preislich akzeptabel ist. Je wohler sich ein Patient mit einem Produkt fühlt, desto eher wird er es anwenden.“ Wenn es sich dabei um ein spezielles Tattoo-Pflegeprodukt handelt – auch gut.