15. November 2023, 17:17 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Prägende Lebensereignisse können auch sichtbare Spuren im Gesicht hinterlassen. Im Falle eines traumatischen Erlebnisses oder einer Depression äußert sich das häufig in Form von tiefen Falten im Augen- und Mundbereich, den sogenannten Trauerfalten. Doch was steckt eigentlich hinter dem Phänomen und wie lassen sich die Falten behandeln? STYLEBOOK fragte bei einem Dermatologen nach.
Die natürliche Hautalterung beginnt bereits im Alter von etwa 25 Jahren. Ab diesem Zeitpunkt verliert die Haut an Elastizität, was sie für die Entstehung von Falten anfälliger macht. Das gilt auch für Trauerfalten.
Was sind Trauerfalten?
Traumatische Erlebnisse oder schwierige Zeiten können den Prozess der Hautalterung aber deutlich beschleunigen, erklärt Hautexperte Dr. Timm Golücke. In erster Linie äußern sich derartige Lebensereignisse natürlich mental, doch häufig ist auch der Körper davon betroffen. Neben einem allgemeinen Schwächegefühl, Niedergeschlagenheit oder gar Depression kann es auch zu Gewichtsverlust oder -zunahme sowie zu vermehrter Faltenbildung kommen. So entstehen Falten an der Stirn, zwischen den Augenbrauen oder im Mund- und Nasenbereich. In einem solchen Zusammenhang werden sie Trauerfalten oder auch Kummerfalten genannt.
Wie entstehen Trauerfalten?
Das Phänomen Trauerfalten ist äußerst vielschichtig und kann sich bei jedem Betroffenen unterschiedlich äußern. In längeren Trauerphasen kommen jedoch meist mehrere Faktoren zusammen, welche die sichtbaren Falten entstehen lassen. Ein häufiger Faktor ist die Ernährung, der in einer solchen Phase oft keine Priorität zugeschrieben wird. Viele Betroffene vernachlässigen die tägliche Routine und nehmen nur noch sporadisch Nahrung oder Flüssigkeit auf, wodurch nicht nur die Fett-Depots im Gesicht schrumpfen, sondern auch ein Flüssigkeits- und Nährstoffmangel entstehen kann. Beides führt innerhalb weniger Wochen zur vermehrten Linienbildung im Gesicht.
Das Ergebnis: Die Haut altert innerhalb kürzester Zeit so sehr, wie man es unter normalen Umständen eher in einigen Jahren vermuten würde. Denselben Effekt können anhaltende innere und körperliche Anspannung haben: Auch hier ist die Entstehung dauerhafter Linien und Falten im Gesicht möglich.
Auch Hormone steuern das Hautbild mit
Neben äußeren Einflüssen wie Ernährung sowie innerer und körperlicher Anspannung spielen auch Hormone eine wichtige Rolle bei der Veränderung des Hautbildes. Durch einschlägige Erlebnisse kann der Hormonhaushalt stark durcheinander geraten, was die Haut meist nachhaltig negativ beeinflusst. Vor allem die Botenstoffe Serotonin und Endorphin haben einen nachgewiesenen Effekt auf die Haut – durch einen länger andauernden Mangel entstehen sichtbare Trauerfalten.
Was hilft gegen Trauerfalten?
In gewissem Maße ist die Entstehung von Falten ein natürlicher Prozess, der nur begrenzt aufzuhalten ist. Handelt es sich um eine frühzeitige Hautalterung, stehen die Chancen auf Besserung aber gut, denn die Haut hat als Organ die Möglichkeit, sich selbst zu regenerieren. Durch die Verbesserung des Wohlbefindens nach der Trauerphase, viel Bewegung an der frischen Luft und gesunde Ernährung, verschwindet der müde und bekümmerte Gesichtsausdruck häufig wieder von allein. Wer möchte, kann diesen Prozess aber mit einigen Beauty-Kniffen beschleunigen:
1. Pflegeroutine anpassen
Handelt es sich um kurzfristige, während einer Trauerphase auftretende Falten, können diese effektiv mit Anti-Aging Wirkstoffen behandelt werden. Die Pflegeroutine darf in einer solchen Phase ruhig etwas gründlicher und reichhaltiger ausfallen, um die Haut in ihrer Regeneration zu unterstützen. Hierzu eignen sich sanfte, feuchtigkeitsspendende Reinigungen und nährende Cremes. Power-Wirkstoffe, welche dem Abbau von Kollagen in der Haut entgegenwirken, sind Retinol und Hyaluronsäure. Auch Vitamin C eignet sich gut, um einen gesunden Glow zurückzuholen, ist jedoch nicht für empfindliche und sensible Haut zu empfehlen.
2. Beauty-Behandlungen
Haben sich die Kummerfalten bereits seit Monaten tief in die Haut gegraben, reicht die Anpassung der Pflegeroutine oft nicht mehr aus. Eine tiefergehende, intensive Behandlung muss her. Hier hilft der Gang zur Kosmetikerin, welche mit verschiedenen Facials das Hautbild verbessern kann. Mit einem Jetpeel lässt sich die Haut beispielsweise boostern. Die obere Hautschicht wird sanft abgetragen, sodass die Oberfläche wieder ebenmäßig wirkt. Alternativ zu den kosmetischen Behandlungen können Trauerfalten beim Facharzt mit Hyaluronsäure unterspritzt werden. Diese naturnahe Methode verhilft schnell zu einem gesunden und jugendlicheren Aussehen, denn mit nur einer Sitzung verschwinden Linien und Falten für mehrere Monate. Dermatologe Dr. Golücke rät außerdem dazu, unterstützend mit Treatments zu arbeiten, die die Kollagenneubildung anregen, wie beispielsweise Mesotherapie und Microneedling.
3. Infusionstherapien
Infusionstherapien versprechen eine schnelle Verbesserung vieler gesundheitlicher Beschwerden. Je nach verwendetem Wirkstoff sorgen diese unter anderem für mehr Energie oder ein gesünderes Hautbild. Mit Eisen, Zink, Kupfer sowie C- und E-Vitaminen lässt sich die Haut etwa langfristig von innen stärken.
4. Regelmäßige Gesichtsmassagen
Besonders ausgeprägte Falten lassen sich durch Gesichtsmassagen leider nicht wegzaubern. Doch langfristig kann die Hautalterung durch solche Behandlungen verlangsamt werden. Dazu einfach ein Gesichtsöl auftragen und mit den Händen in kreisenden Bewegungen über das Gesicht streichen. Dadurch wird die Durchblutung verbessert, der Lymphfluss optimiert und die natürliche Spannkraft der Haut bleibt erhalten.
5. Ernährung umstellen
Da die Lebensweise großen Einfluss auf das Hautbild hat, ist eine gute Ernährung essenziell, um Kummerfalten abzumildern und der Haut einen gesunden Glow zu verleihen. Viel Obst und Gemüse sowie wichtige Ballaststoffe, Eiweiß und gesunde Fette – die zum Beispiel in Avocado, Leinöl oder Nüssen enthalten sind – steigern das allgemeine Wohlbefinden und sorgen für eine natürlich schöne Haut.
Hautexperte Dr. Golücke rät außerdem zu Superfoods wie Wildlachs. Der Fisch enthält z.B. Omega-3-Fettsäuren, die die Haut strahlend, geschmeidig und faltenfrei halten und auch Astaxanthin, das die Elastizität der Haut verbessert und das Auftreten feiner Linien vermindert. „Ein weiteres Superfood sind Blaubeeren, eine hervorragende Quelle für viele sekundäre Pflanzenstoffe, darunter die Anthocyane, die als Antioxidantien wirken. Es wirkt rund um die Uhr, um die Haut vor vorzeitiger Alterung und Schäden zu schützen und die Zelle vor DNA-Schäden zu bewahren“, erklärt der Dermatologe. Neben der richtigen Ernährung appelliert er zu ausreichendem Schlaf, Bewegung und dazu, genügend Wasser zu trinken.
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Kann sich die Haut mit der Situation wieder verbessern?
Was nun aber, wenn die Trauerphase irgendwann vorbei ist? Rein theoretisch kann sich die Haut regenerieren, wenn der Hormonhaushalt und der Lebensstil sich wieder normalisiert. Trauerfalten können sich also mit Ende der Trauerphase verringern – oder zumindest sind sie nun nicht mehr stärker zu sehen. Allerdings dauert eine Trauerphase zum Teil länger als ein paar Monate an – daher ist es nicht verkehrt, sich nichtsdestotrotz um einen Skincare-Fahrplan zu kümmern. Das Gute: Sie unterstützen nicht nur Ihre Haut, sondern auch Ihre Seele.