28. Juni 2024, 19:07 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Hyaluronsäure ist aus der Schönheitswelt nicht mehr wegzudenken. Ob eingebaut in die Skincare-Routine oder immer wieder Thema beim Beauty-Doc: Hyaluronsäure ist den meisten beautyaffinen Menschen mittlerweile ein Begriff. Aber: Hyaluron ist nicht gleich Hyaluron. Wir haben mit einem Experten darüber gesprochen.
Haben Sie sie schon mal gefragt, ob das Hyaluron, was Sie auf ihr Gesicht tröpfeln, das gleiche Hyaluron ist, was der Arzt unter die Haut injiziert, wenn es um eine Faltenbehandlung oder einen Volumenaufbau geht? Oder haben Sie sich schon die Frage gestellt, ob eine Unterspritzung der Augenringe mit der gleichen Art von Hyaluronsäure behandelt wird, wie die Lippe? All diese Fragen hat uns ein Experte beantwortet.
Übersicht
Was ist eigentlich Hyaluronsäure?
Doch fangen wir zuerst mit den Grundlagen an: Hyaluronsäure ist eine klare, viskose Flüssigkeit – also eine Flüssigkeit, die aufgrund ihrer hohen Zähflüssigkeit langsam fließt – und ein wichtiges Element des menschlichen Körpers. Haut, Knochen, Bindegewebe, aber vor allem da, wo viel Flüssigkeit gebunden werden muss – beispielsweise in den Gelenken – findet man im menschlichen Körper Hyaluron. Denn: die Fähigkeit, hohe Mengen an Wasser binden zu können, ist die wichtigste Eigenschaft von Hyaluron. Durch ihre chemische Struktur ist Hyaluronsäure in der Lage, enorme Mengen an Wasser zu speichern – wie ein Schwamm.
Die Unterschiede erklärt
Hyaluronsäure ist sowohl als Bestand der Hautpflege als auch als eingesetztes Mittel der ästhetischen Medizin bekannt. Aber: Gibt es Unterschiede? Bei den Arten von Hyaluron wird zwischen unvernetztem und vernetztem Hyaluron unterschieden.
Unvernetzte Hyaluronsäure
Die native, unvernetzte Hyaluronsäure ist dem im Körper enthaltenen Hyaluron ähnlich. Die Hyaluronsäure dient überwiegend dem anabolen Stoffwechsel der Fibroblasten (Zellen, die das Bindegewebe im Körper bilden und reparieren). Unvernetztes Hyaluron ist wasserlöslich, enzymatisch einfach abgebaut, was diese Art der Hyaluronsäure weniger beständig macht. Deshalb wird natives, unvernetztes Hyaluron häufig auch für Hautcremes und Pflegeprodukte verwendet, selten bis gar nicht in der ästhetischen Medizin.
Vernetzte Hyaluronsäure
Hingegen wird vernetztes Hyaluron verwendet, um Volumen zu erzeugen – und findet daher einen geeigneten Platz in der ästhetischen Medizin. Vernetztes Hyaluron ist nämlich wasserunlöslich und resistent gegen den eben angesprochenen enzymatischen Abbau – und somit viel beständiger. Vernetztes Hyaluron ist daher ein wichtiger Bestandteil in den bekannten ästhetisch-medizinischen Fillern. Aber auch innerhalb des vernetzten Hyalurons gibt es große Unterschiede. Je nach Gesichtsareal muss nämlich zwischen unterschiedlichem Arten des Hyalurons entschieden werden – mal zur härteren, mal zur weicheren Form.
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Das sagt der Experte
Wir haben bei Nicolas Kuntz nachgefragt, ärztlicher Leiter von Yousthetics, welcher uns die Unterschiede zwischen den Arten der Hyaluronsäure erklärt. Und uns verrät, welche Voraussetzungen die Hyaluronsäure für ein gelungenes Ergebnis erfüllen muss. „Prinzipiell unterscheiden sich Hyaluronsäuren in der Viskosität, also ob sie weicher oder härter sind“, erklärt er gegenüber STYLEBOOK. Denn: „Man versucht damit, das Gewebe, welches man auffüllen möchte, zu imitieren“. Handelt es sich bei der zu behandelnden Stelle also um die Lippe, möchte man ein weiches Ergebnis erzielen, wohingegen man bei einer Kinn- oder Wangenunterspritzung eher die Knochensubstanz imitieren möchte. Um schärfere Kanten zu simulieren, braucht man da also die festere Form von Hyaluron, sagt Kuntz. Prinzipiell gilt: „Je nach Beschaffenheit des natürlichen Gewebes und wie weich die darüberliegende Haut ist, muss man entweder was Feines nutzen oder kann zu etwas Festem greifen“.
Hinsichtlich der Nebenwirkungen unterscheiden sich die Arten der Hyaluronsäure jedoch nicht: „Tatsächlich ist das Nebenwirkungsrisiko nicht höher, je nachdem, ob der Filler visköser ist oder nicht. Einzig kann festerer Filler etwas mehr Druck ausüben, doch blaue Flecken und Schwellungen hängen eher von der Reaktion des Körpers ab und von der Stelle, die unterspritzt wird. Lippen reagieren tendenziell stärker als beispielsweise das Kinn, aber das ist individuell unterschiedlich“, weiß der Experte. Mögliche Nebenwirkungen haben also mehr mit den körpereigenen Reaktionen als zu tun. „Sofern es qualitative Hyaluronsäure ist“, sagt Kuntz. „Günstige Hyaluronsäure ist billig hergestellt und demnach nicht so gut auf Verträglichkeit getestet, das kann dann auch Probleme machen.“
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Aber verträgt sich sowohl feste als auch weichere Hyaluronsäure in einer gemeinsamen Behandlung miteinander? „Man kann auf jeden Fall unterschiedliche Arten der Hyaluronsäure in einer Behandlung kombinieren“, versichert der Arzt. „Das machen wir oft, wenn wir in einer Sitzung mehrere Areale, wie beispielsweise die Trännenrinne, die Lippen und die Wangen behandeln, dann ist das natürlich möglich.“ Laut Nicolas Kuntz kann man sogar ein Areal mit den unterschiedlichen Viskositäten behandeln. Als Beispiel nennt er die Behandlung der Nasolabialfalte: „Man kann die Nasolabialfalte von der Tiefe her mit einem festeren Produkt anheben und dann die feinen Linien, die oberflächlich liegen, mit einem dünneren Produkt nacharbeiten“.
Kosten der Hyaluronsäure sind hingegen abhängig von der Qualität des Produktes – und hängen vom Hersteller, weniger von der Art des Produktes ab. „Es gibt aber Hyaluronsäuren, die bestimmte Technologien haben, die länger halten und die körpereigenen Kollagensynthese stimulieren sollen, die sind tendenziell etwas teurer. Aber hauptsächlich hängt der Preis der Hyaluronsäure von der Qualität und der Hersteller ab, also wie viel Forschung ist in das Produkt eingeflossen und vieles mehr“. Daher empfiehlt er: „Wenn ein Filler sehr, sehr günstig ist, sollte man auf jeden Fall etwas hellhöriger werden.“