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Bei Expertin nachgefragt

Alles, was Sie über Dermarolling zu Hause wissen sollten

Ist selbst gemachtes Dermarolling wirklich empfehlenswert? STYLEBOOK fragte bei einer Expertin nach.
Ist selbst gemachtes Dermarolling wirklich empfehlenswert? STYLEBOOK fragte bei einer Expertin nach. Foto: Getty Images
Julia Kuntz Autorin bei STYLEBOOK

2. Januar 2023, 6:28 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Beim Dermarolling drängt sich direkt eine Frage auf: Warum sollte es vorteilhaft sein, sich tausende kleiner Nadeln über das Gesicht zu rollen? Dabei bietet das sogenannte Dermarolling durchaus viele Vorteile für die Haut. Welche das sind und was Sie bei der Behandlung beachten sollten, erfahren Sie hier von einer Expertin.

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„Dermarolling, auch als Microneedling oder Kollageninduktionstherapie bezeichnet, ist ein kosmetisches Verfahren, bei dem Hunderte von winzig kleinen Nadeln mithilfe eines Roll- oder Stanzgeräts in die Oberfläche der Haut eingeführt werden“, weiß Viktoria Buck, Fachärztin für Dermatologie in Berlin.  „Dadurch entstehen mikroskopisch kleine Wunden, die die Produktion von Kollagen und Elastin anregen.“ Das Verfahren kann sowohl in der Hautarztpraxis als auch selbst zu Hause mit einem sogenannten Dermaroller durchgeführt werden.

Warum sollte die Kollagenproduktion angeregt werden?

Kollagen ist das am häufigsten vorkommende Protein im menschlichen Körper und für den Zusammenhalt von Bindegewebe wie Haut, Muskeln, Sehnen, Knorpel und Knochen verantwortlich. Es bildet gemeinsam mit Elastin eine Art Stützgerüst der Haut und sorgt für ein straffes, glattes und pralles Hautbild. Man geht davon aus, dass sich die Kollagenproduktion mit zunehmendem Alter verlangsamt, was sich wiederum in einer dünner werdenden Haut und einer beeinträchtigten Barrierefunktion niederschlägt.

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Wirkung von Dermarolling

Eine stimulierte Elastin- und Kollagenprodutkion trägt nicht nur zu einem jugendlichen Hautbild bei. Dermarolling kann auch ganz gezielt partiell eingesetzt werden und helfen bei der Minimierung von vergrößerten Poren, leichten bis tiefen Aknenarben, Haarausfall, Hautunreinheiten (postinflammatorischer Hyperpigmentierung), Hautverfärbungen, schlaffer und faltiger Haut, Dehnungsstreifen und Operationsnarben.  

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Welche Nadellänge ist die Richtige?

Viele Dermaroller sind so konzipiert, dass Sie individuelle Einstellungen vornehmen können. Falls nicht, muss man die Wahl der Nadellänge beim Kauf treffen. So wählt man z. B. entsprechend der gewünschten Wirkung auch die Länge der Nadeln. Diese variieren zwischen 0,2 mm, z. B. bei Hautunreinheiten, und 2,00 mm, z. B. bei Dehnungsstreifen. Allerdings werden Nadeln ab einer Länge von 1,00 mm nicht mehr für den Hausgebrauch empfohlen und sollten ausschließlich Facharztpraxen vorbehalten bleiben.

Anwendung des Dermarollers

Einstellung des Geräts

„Man kann nur schwer eine allgemeingültige Empfehlung für die Anwendung eines Dermarollers aussprechen, da die Anzahl der Behandlungen, die Einstellungen wie Nadellänge, -tiefe sowie die Anzahl der Durchgänge sehr individuell betrachtet werden müssen“, so Frau Buck. „Ich empfehle, mit der kürzesten Nadellänge, Tiefe und Anzahl der Durchgänge zu beginnen, bis Sie wissen, wie sich Dermarolling auf Ihre Haut auswirkt. Lesen Sie auch die Packungsbeilage Ihres Gerätes sehr aufmerksam durch.“

 Desinfektion und Gesichtsreinigung des Dermarollers ist wichtig

Desinfizieren Sie Ihren Dermaroller, indem Sie ihn etwa 10 Minuten lang in Desinfektionsmittel einlegen. Währenddessen reinigen Sie Ihr Gesicht gründlich mit einem sanften Reinigungsmittel mit ausgewogenem pH-Wert und desinfizieren es anschließend ebenfalls.

Bei geringer Schmerztoleranz Betäubung auftragen

„Je nach Schmerztoleranz müssen Sie möglicherweise eine Betäubungscreme auftragen“, rät Frau Buck. „Beachten Sie beim Auftragen die Packungsbeilage und entfernen Sie die Creme vollständig, bevor Sie mit dem Dermarolling beginnen. Unabhängig von Ihrer Schmerztoleranz empfehle ich bei einer Nadellänge von mehr als 1,0 mm in jedem Fall das Auftragen einer Betäubungscreme, da bei dieser Nadellänge eine punktförmige Blutung auftreten kann. Sobald man allerdings zu einer Betäubungscreme greifen muss, würde ich die Anwendung nicht mehr für den Hausgebrauch empfehlen.“

Anwendung des Geräts

Für die Anwendung wird empfohlen, das Gesicht in vier Abschnitte zu unterteilen und nicht wahllos über das Gesicht zu rollen. Vermeiden Sie den sensiblen Augenbereich und rollen Sie nicht mehr als viermal auf einer Stelle in eine Richtung. Sehr wichtig ist, das Gerät nach jedem Durchgang anzuheben und nicht vor- und zurückzurollen. Wiederholen Sie diesen Vorgang sowohl in horizontaler als auch in vertikaler Richtung, bis Sie die gesamte zu behandelnde Hautpartie abgedeckt haben. Wenn Sie zum Beispiel Ihre Wange viermal in vertikaler Richtung gerollt haben, wiederholen Sie den gesamten Vorgang in horizontaler Richtung. Bitte seien Sie im gesamten Verlauf möglichst sanft und vermeiden Sie rasche Bewegungen und zu viel Druck.

Nach der Behandlung: Gesichtsreinigung und -pflege

Waschen Sie Ihr Gesicht anschließend sanft – nur mit lauwarmem, frischem Wasser. Tragen Sie danach eine milde, beruhigende Feuchtigkeitscreme auf und verzichten Sie die nächsten 24 Stunden auf Peelings. Besonders wohltuend und effektiv ist auch das Auflegen einer Sheet-Maske, die nicht nur Feuchtigkeit spendet, sondern zusätzlich auch mit Inhaltsstoffen getränkt ist, die ebenfalls die Kollagenproduktion steigern. Sie sollten außerdem konsequent Sonnenschutz tragen, um das Auftreten dunkler Flecken zu vermeiden.

Desinfektion des Geräts

Reinigen Sie Ihren Dermaroller zunächst in einem Gemisch aus Wasser und unparfümiertem Reinigungsmittel. Benutzen Sie nicht direkt ein alkoholhaltiges Desinfektionsmittel, da Alkohol die Proteine in Haut und Blut nicht auflöst, Reinigungsmittel jedoch Enzyme enthalten, die diese Proteine aufspalten können und somit das Gerät gut reinigen. Erst nach der Reinigung legen Sie das Gerät wieder etwa 10 Minuten lang in Desinfektionsmittel ein.

Wie oft kann man die Behandlung durchführen?

Wie oft Sie den Dermaroller benutzen können, hängt mitunter von der Länge der Nadeln ab, die Sie verwenden werden. In der Regel sollten Sie aber nicht öfter als 1 pro Woche zu dem Gerät greifen. „Vergewissern Sie sich vor jedem Gebrauch, dass sich Ihre Haut vollständig erholt hat, bevor Sie eine weitere Behandlung durchführen“, rät Frau Buck dringend. „Und denken Sie daran, der Wiederaufbau von Kollagen und Elastin ist ein langsamer Prozess. Ihre Haut benötigt eine gewisse Zeit, um sich selbst zu regenerieren.“

Risiken des Dermarollings

Obwohl das Dermarolling beunruhigend erscheinen mag, handelt es sich um ein minimalinvasives Verfahren mit geringer oder gar keiner Ausfallzeit. Allerdings hängt der Heilungsprozess weitgehend von der Länge der verwendeten Nadeln ab. Je länger die Nadeln sind, desto tiefer ist die Wunde und desto länger ist auch die Heilungszeit.

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Fazit

Das Dermarolling hat mit seinen vielen positiven Wirkversprechen nicht umsonst eine wachsende Anhängerschaft. Umso verlockender, wenn dies mit überschaubaren Kosten ab etwa € 35,- zu Hause selbst durchgeführt werden kann. „Ich empfehle dennoch, das Dermarolling zu Hause durch ein professionelles Microneedling in einer Praxis zu ersetzen und ausschließlich von einem Hautpflegeexperten durchführen zu lassen. In der Regel sind die hygienischen Bedingungen bei Ihnen zu Hause nicht so gut wie in der Praxis eines Hautarztes. Außerdem birgt die Durchführung dieses Verfahrens zu Hause auch Sicherheitsrisiken, wie z. B. eine Infektion“, empfiehlt Frau Buck. „Nicht zuletzt können Sie bei einem professionellen Microneedling auch die sichtbarsten Ergebnisse erwarten. Wenn ein tiefes Needling in der Facharztpraxis durchgeführt wird, muss man allerdings auch mit erheblichen Ausfallszeiten rechnen.“

Quelle

  • mit fachlicher Beratung von Viktoria Buck, Privatpraxis für klassische & operative Dermatologie mit Schwerpunkt Ästhetik und Laser in Berlin
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