19. Juli 2024, 6:06 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Ich war vor einigen Wochen das allererste Mal in einem Hammam. Und die einzige Frage, die ich mir seither stelle, lautet: Wieso war ich dort nicht schon viel früher? Die Antwort lautet: Weil ich nicht viel darüber wusste. Damit Sie nicht unnötig Lebenszeit verzichten, ohne je in einem Hammam gewesen zu sein, berichte ich Ihnen alles über den Ablauf.
Vorab: Es gibt in Deutschland unterschiedliche Arten an Hammams. Es gibt die moderne Interpretation, die man oft in Wellnessanlagen oder Luxushotels findet. Sie kombinieren die traditionellen Elemente mit zeitgenössischem Design und Angeboten. Schon viel länger und in der Geschichte verankert, findet man aber auch traditionell orientalische Hammams in deutschen Städten. Diese folgen meist dem klassischen arabischen oder türkischen Modell und bieten den Besuchern ein authentisches Erlebnis. Die verschiedene Arten unterscheiden sich vor allem in ihrer Architektur, ihren Ritualen und ihrer Atmosphäre. Gerade traditionelle Hammams behalten oft ihre ursprüngliche Gestaltung bei: mit Marmorflächen, Mosaiken und Kuppeln. Und in genau so einem traditionellen (arabischen) Hammam war ich – zum allerersten Mal.
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Meine erste Hammam-Erfahrung – wieso bin ich nicht früher darauf gekommen?
Ich durfte also die wohltuende Wirkung der (uralten) Rituale dort genießen. Zuvor habe ich Unmengen als Geld – ich liebe Wellness – ausgegeben, um mit kraftlosen und eher dürftigen Massagen abgefrühstückt zu werden. Oder aber auch mit Saunabesuchen, über die man später nicht wirklich positiv redet. Über meinen ersten Besuch in einem arabischen Hammam kann ich jedoch nur Gutes erzählen!
Bereits am Eingang lädt das orientalische Design mit all den Farben ein. Noch mehr aber das freundliche Gesicht, was uns in Empfang nahm – mit einer Tasse marokkanischen Minztee für den Start. In den traditionellen Hammams gibt es Frauen- und Männertage, um die kulturelle und religiöse Traditionen der Geschlechtertrennung zu respektieren. Gemischte Tage gibt es nicht – ein Besuch im Hammam ist also kein geeignetes Ausflugsziel für Paare.
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Für nur 55 Euro Ganzkörper-Wellness genießen
Mit dem Tee in der Hand durften wir dann schon in die Umkleiden. Bademantel und alles, was potenziell vergessen werden könnte, aber für den Besuch wichtig ist, kann man sich vor Ort gegen eine kleine Leihgebühr besorgen. In dem von mir ausgewählten Hammam wird zwischen drei Programmen unterschieden. Das mittlere Programm, was ich auswählte, kostet 55 Euro, umfasst aber einen Kurzurlaub: Unbegrenzter Aufenthalt im Hammam, 30-minütiges Peeling, unlimitierte Mengen an Tee, Peeling-Handschuhe, Olivenöl-Peeling, Hammam-Seife, Cremes, die Liste ist lang. Was dieses Programm von der günstigeren Variante für 35 Euro unterscheidet: Es ist zusätzlich ein 45-minütige Ölmassage, eine fünfminütige Kopfmasse und Fußmassage inkludiert.
Umgezogen betraten wir dann den ersten warmen Raum, in dem wir Platz nehmen konnten und die Hammam-Seife auftragen sollten (eine geleeartigen Paste aus besonders reifen, schwarzen Oliven). Dann sollten wir damit in die Sauna gehen, etwas warten und dann das Produkt vom Körper waschen – all diese Schritte dienen nicht nur der Entspannung, sondern öffnen die Poren und bereiten die Haut auf das Peeling vor. Im nächsten Schritt folgt die eigentliche Reinigung, bei der abgestorbene Hautzellen mit einem speziellen Peelinghandschuh (Kese genannt) entfernt werden. Wichtig zu wissen: Man darf, muss sich aber nicht komplett entkleiden und kann zu jeder Zeit Bikini, Badeanzug, Bademantel oder Saunatuch tragen.
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Ein Peeling im Hammam ist nichts für empfindliche Körper
Das Peeling, was von sehr geübten und starken Frauenhänden durchgeführt wird, ist weitaus stärker – und an manchen Stellen auch schmerzhaft – als das Peeling, was man aus der heimischen Dusche kennt. Aber auch das Ergebnis hat es in sich: Das Peeling erneuert die oberen Hautpartien und regt den Blutkreislauf an. Während des Peelings wird man auch schon massiert, Blockaden werden gelöst. Wer möchte, bekommt in diesem Zuge auch die Haare mit Olivenölshampoo gewaschen und dabei auch den Kopf massiert. Im Anschluss gibt es ein salzhaltiges Fußbad und ruhige Musik. Dann geht es in den Ruheraum mit ganz viel Tee, bis man dann zur gebuchten Massage aufgerufen wird.
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Den Moment mit dem Ruheraum überspringe ich kurz, denn: Diese Massage war das absolute Highlight. Zum einen bin ich mir ziemlich sicher, dass es mehr als 45 Minuten waren (es waren tatsächlich „nur“ 45 Minuten, aber alle Frauen, mit denen ich sprach, empfanden die Massage auch länger), zweitens dachte ich, dass man bei dem Preis nicht zu viel erwarten darf, aber ich bekam die beste Massage überhaupt. Man wird in einen ganz ruhigen und entspannenden Massageraum gebracht und die Masseure legt los. Alles an der Kulisse war entspannend. Und dieses Gefühl nahm ich noch mehrere Tage mit durch den Alltag.
Innerhalb der traditionellen Hammams gibt es sicherlich kleine Unterschiede, wie ich aus Gesprächen erfahren habe, aber: Die wohltuende und nachhaltige Wirkung wird allen zugesprochen. Wer also auch mal wieder Lust auf einen frischen Geist (und Körper) verspürt und gerade nicht die Zeit für einen Kurzurlaub findet: Besuchen Sie unbedingt mal ein Hammam!