2. August 2021, 12:27 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Botox ist das bekannteste Mittel im Kampf gegen Falten, und längst sind es nicht mehr nur Promis, die auf die Verjüngungskur per Spritze setzen. Das Nervengift lähmt die Muskeln, soll für einen strafferen Teint sorgen, kann jedoch auch die natürlichen Gesichtszüge extrem verzerren. Wenn Sie trotz aller Risiken eine Behandlung in Betracht ziehen, dann sollten Sie gut informiert sein. STYLEBOOK beantwortet die wichtigsten Fragen rund um die umstrittene Faltenbehandlung.
Hand aufs Herz, immer mehr von uns wollen am liebsten so lange wie möglich faltenfrei bleiben. Lifting ist dabei allerdings eher out. Moderner sind kleine, so genannte minimal-invasive Eingriffe, mit denen man mittlerweile große Wirkung erzielen kann. Besonders Botulinumtoxin A, kurz „Botox“, wird als „Falten-Killer“ immer öfter eingesetzt. Es lähmt die Muskulatur und verhindert so, dass sich Falten tiefer eingraben.
Übersicht
- Wie finde ich die richtige Ärztin oder den richtigen Arzt?
- Wie erkenne ich als Laie, ob ich richtig behandelt werde?
- Sind blaue Flecken nach einer Botox-Behandlung normal?
- Warum hält Botox bei manchen Patienten und Patientinnen drei, bei anderen sechs Monate?
- Wie vermeide ich das typische „Frozen Face“?
- Wie vermeide ich, dass sich mein Selbstbildnis durch die Behandlung ändert?
- Was muss ich nach einer Botox-Behandlung beachten?
- Gibt es ein Restrisiko?
- Stimmt es, dass Botox auch als Heilmittel eingesetzt werden kann?
Auch wenn dank prominenter Beispiele der Eindruck entsteht, dass eine Botox-Behandlung fast schon so normal sei wie ein Besuch bei der Kosmetikerin, handelt es sich dabei um einen medizinischen Eingriff mit Risiken und Nebenwirkungen. STYLEBOOK hat zwei Experten befragt, wie man mit Botox richtig umgeht: Die Ärztin Dr. Eva Wegrostek führt in Wien eine Praxis für ästhetische Medizin und gilt als „Botox-Queen“ Österreichs. Dr. Keywan Taghetchian ist Schönheitsarzt und ärztlicher Leiter von Smoothline in München und Zürich, einer Spezial-Klinik für Filler- und Botoxbehandlung.
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Wie finde ich die richtige Ärztin oder den richtigen Arzt?
„Am besten funktioniert noch immer Mundpropaganda“, meint Dr. Eva Wegrostek. Außerdem sollte man in Erfahrung bringen, wie oft der Arzt oder die Ärztin die gewünschte Behandlung bereits durchgeführt hat. „Jemand, der mehrmals täglich Botox spritzt, kann es sicher besser als jemand, der es nur zweimal im Monat macht“, so die Fachfrau. Außerdem sollte man nach der fachlichen Ausbildung der behandelnden Person fragen und der Zugehörigkeit in Fachverbänden, empfiehlt Keywan Taghetchian. Eine Liste mit Ärzt*innen, die die Faltenbehandlung durchführen, bietet zum Beispiel die Deutsche Gesellschaft für Ästhetische Botulinumtoxin-Theraphie (DGBT) an.
Wie erkenne ich als Laie, ob ich richtig behandelt werde?
Ein guter Arzt führt von Beginn an eine ordentliche Computer- und Bilddokumentation in seiner Praxis durch und analysiert die mimische Muskulatur, um einen genauen, individuellen Behandlungsplan aufstellen zu können. Außerdem klärt er über Restrisiken und Nebenwirkungen auf: „Ein guter Arzt erklärt Ihnen, wenn aufgrund Ihrer speziellen Gesichtsanatomie das Ergebnis nach der Botoxbehandlung befremdlich aussehen könnte“, so Wegrostek.
So könnten bei manchen Patienten und Patientinnen nach einer Faltenbehandlung etwa die Augenbrauen steil nach oben wandern. Ein „schlechtes“ Ergebnis kann man von einem guten Arzt oder einer guten Ärztin aber korrigieren lassen – und zwar kostenlos! Bei der Erstbehandlung mit Botox sollte das Ergebnis nach 14 Tagen überprüft werden.
Sind blaue Flecken nach einer Botox-Behandlung normal?
Ja, ein blauer Fleck bedeute nur, dass die behandelnde Fachkraft beim Setzen der Spritze während der Botox-Behandlung eine kleine Vene erwischt hat, was kein Grund zur Sorge ist. Sehr viele Hämatome sprechen allerdings nicht unbedingt für die Fähigkeit des oder der behandelnden Person.
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Warum hält Botox bei manchen Patienten und Patientinnen drei, bei anderen sechs Monate?
Das liegt vor allem an der Dosis, die individuell verabreicht wird und hängt außerdem von der Anatomie des Gesichtes ab. „Wenn jemand Botox in die Stirn gespritzt bekommt, aber sehr tief sitzende Augenbrauen hat, dann muss die Dosis zum Beispiel geringer sein – sonst würden die Brauen noch mehr absinken“, erklärt Taghetchian. Außerdem spielt der Stoffwechsel jedes Einzelnen eine Rolle dabei, wie schnell der Körper das Botox abbaut. Auch die Dicke des Muskels, in den gespritzt wird, kann die Dauer der Wirkung beeinflussen.
Wie vermeide ich das typische „Frozen Face“?
Richtig gut eingesetztes Botox ist niemals sichtbar, sondern wirkt wie ein Weichzeichner für das Gesicht und gegen die Falten. Die vielen Horror-Gesichter seien die Minderheit und ein Trugschluss, so Keywan Taghetchian, da die Mehrheit der natürlich gespritzten Gesichter einfach nicht auffallen würden. Die verallgemeinerte Angst vor einem „eingefrorenen Lächeln“ sei daher unbegründet: „Ein Spezialist weiß, in welche Muskeln auf keinen Fall Botox gespritzt werden darf, um etwa das Lächeln nicht zu stören.“ Außerdem sei es wichtig, nicht zu oft zu spritzen und entsprechend abzuwarten, bis der Körper das Mittel abgebaut hat. „Spritzt man zu häufig, wirkt das Gesicht unnatürlich und starr“, so Taghetchian. Als Faustregel gilt, dass man sich mindestens drei Monate zwischen den Behandlungen Zeit lassen soll.
Wie vermeide ich, dass sich mein Selbstbildnis durch die Behandlung ändert?
Immer wieder hört man davon, dass sich das Selbstbild verzerrt, wenn man regelmäßig Botox benutzt – und der Wunsch nach ständigem Nachspritzen entsteht. Auch wenn es längst nicht mehr gut aussieht. „Ich erlebe häufig, dass Patienten ihre Objektivität verlieren. Auch das Auge adaptiert sich irgendwann und gewöhnt sich an das Aussehen“, so Tagetchian. „Als Arzt kann man da nicht nur Stopp sagen, sonst gehen die Patienten einfach zu einem anderen Kollegen. Wichtig ist vor allem eine gute Fotodokumentation vor und nach der Behandlung. Damit kann man oft einen „Aha-Effekt“ bei Patienten auslösen.“
Was muss ich nach einer Botox-Behandlung beachten?
Es gibt verjüngende Ultraschall-Therapien für das Gesicht, die den Abbau von Botox fördern. „Zwischen zwei Botox-Behandlungen sollte außerdem auf jeden Fall ein längerer Zeitraum liegen, um eine Antikörperbildung gegen das Botulinumtoxin zu verhindern“, so Wegrostek.
Gibt es ein Restrisiko?
„Botox wird seit über 25 Jahren angewendet – auch in der klassischen Medizin. Bisher konnten dem Medikament keine bleibenden Schäden nachgewiesen werden“, so Taghetchian.
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Stimmt es, dass Botox auch als Heilmittel eingesetzt werden kann?
Ja, das Nervengift wird bereits seit den 1980er-Jahren erfolgreich gegen Schielen angewandt und kommt heute oft zum Einsatz, wenn Muskeln krankheitsbedingt überspannt sind, etwa bei Stimmbandproblemen. Heute wird es außerdem erfolgreich gegen übermäßiges Schwitzen eingesetzt, bei Migräne, Zähneknirschen, Depressionen und sogar Akne. „Wir haben gerade als eine der ersten Kliniken in Europa eine Studie dazu abgeschlossen. Das Ergebnis: Bei mittelschwerer Akne können mit Botox sehr gute Ergebnisse erzielt werden“, so Taghetchian.
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