6. Januar 2023, 13:14 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Man weiß nicht immer, was in Gesichtsmasken enthalten ist, die ein verjüngtes, strafferes Aussehen versprechen. Und bei einem Trend aus Japan will man es vielleicht auch gar nicht so genau wissen. Denn einer alten Tradition folgend sollen Pflegeprodukte aus Vogelkot, genauer gesagt aus dem Kot der Nachtigall, die Haut nachhaltig verschönern.
Reporter Jenke von Wilmsdorff ließ sich für die ProSieben-Doku „Jenke. Das Schönheits-Experiment“ mit der Vogelkot-Gesichtsmaske behandeln, das Beauty-Portal „Byrdie“ berichtete bereits im Frühjahr 2019 über diese ganz besondere Kosmetikroutine, auf die mittlerweile offenbar auch Stars wie Victoria und David Beckham setzen: Vogelkot für straffe Haut.
Übersicht
Vogelkot Gesichtsmaske für die Haut – woher kommt der Trend?
Ihren Ursprung hat der vermeintliche Trend in der alten japanischen Tradition, Kot der Nachtigallen als Gesichtsmaske anzuwenden. Das Naturprodukt trocknet an, wird hart und somit zu einer Art natürlichem Peeling. Nach dem gründlichen Abschrubben soll die Haut porentief gereinigt sein und neu erstrahlen.
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Aber klar, die Beckhams schmieren keinen reinen Vogelkot ins Gesicht. Wie Beauty-Expertin Cynthia Popper „Byrdie“ erklärte, gibt es zahlreiche Produkte auf Basis des Naturprodukts, bezeichnet als „Uguisu no fun“ (japanisch für „Nachtigallkot“). Krankheitserregende Organismen wie Bakterien und Pilze, die von Natur aus in Ausscheidungsprodukten von Vögeln enthalten sein können, werden dafür industriell unschädlich gemacht.
Was ist das Besondere an Nachtigallkot?
Laut Popper ermöglichen bestimmten Enzyme in „Uguisu No Fun“ ein besonders gründliches Peeling. Abgestorbene Hautschüppchen werden entfernt. Zurückbleiben sollen gesunde, frische Hautzellen. Reizungen sind der Expertin zufolge nicht zu erwarten. Eine Vogelkot-Behandlung soll sich daher auch für empfindliche, zu Rötungen neigende Haut eignen.
Vor allem hebt Popper das im Exkrement enthaltene Guanin hervor. Dabei handelt es sich um eine Nukleinbase, die in der DNA und RNA verschiedener pflanzlicher und tierischer Organismen enthalten ist – und den laut Popper wichtigsten Bestandteil von Vogelkot-Hautpflege. In der Kosmetikindustrie habe man Guanin häufig auch aus Fischschuppen gewonnen und in Shampoos, Hautpflegeprodukte und Make-up eingebracht. Inzwischen wird er chemisch hergestellt.
Was sagt der Experte zu Vogelkot als Gesichtsmaske?
Gesichtsmasken aus Nachtigallkot – so abwegig, wie wir es vielleicht erwartet hätten, findet der Münchener Dermatologe Dr. med. Timm Golüke das Konzept gar nicht. „Gerade bei einem japanischen Produkt bin ich mir sicher, dass es unter den besten Voraussetzungen produziert wird“, so der Experte. Dr. Golüke war schon häufig in Japan und auch in Korea, um sich über die Neuerungen und Entwicklungen im Bereich Beauty zu informieren, und verweist unter anderem auf den dort üblichen Einsatz von Schneckenschleim in der Anti-Aging-Pflege.
Auch das mit den Enzymen, denen laut Popper „Uguisu No Fun“ seine starke Peeling-Wirksamkeit zu verdanken haben soll, tut der Experte nicht ab. „Gut möglich, dass Nachtigallkot Stoffe enthält, die enzymatisch wirksam sind“, so Golüke zu STYLEBOOK. Somit seien sie mit gewöhnlichen Enzym-Peelings zu vergleichen.
Achtung bei empfindlicher Haut
Dass durch Vogelkot-Gesichtsmasken keine Irritationen drohen, wie Cynthia Popper es behauptet, würde der Hautarzt allerdings nicht unterschreiben. Seines Erachtens bestehe sehr wohl die Gefahr von Allergien und ungewünschten Reaktionen. Empfindliche Hauttypen sollten von derartigen Experimenten deswegen besser Abstand nehmen.
Und noch etwas gibt der Mediziner zu bedenken: Nicht zu vergessen sei, dass es sich um tierisches Material handelt. Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie, die durch sehr engen Kontakt zwischen Mensch und Tier ausgelöst worden sein soll, sollte man solche Produkte besser meiden.
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Fazit
Gut möglich, dass man mit Nachtigallkot-Gesichtsmasken der Haut etwas Gutes tun kann. Die Anwendung stamme „aus Zeiten, als es noch keine Chemie gab“, erklärt Dr. Golüke, „damals hat man sich eben die Naturressourcen zu Nutze gemacht.“
In diesem Zusammenhang räumt auch Cynthia Popper gegenüber „Byrdie“ ein: Selbst bei Japanerinnen, die mit der Tradition von Nachtigallkot-Kosmetik vertraut sind, habe die Prozedur langsam aber sicher ausgedient. „Inzwischen gibt es einfach bessere Inhaltsstoffe und Technologien zur Behandlung der Haut“, so ihre Überzeugung – „insbesondere in Japan.“