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Mythos erklärt

Wird man durch Beta-Carotin-Tabletten schneller braun?

Braun durch Karottensaft? Viele schwören auf Beta-Carotin in der Urlaubsvorbereitung, aber ergibt das überhaupt Sinn?
Braun durch Karottensaft? Viele schwören auf Beta-Carotin in der Urlaubsvorbereitung, aber ergibt das überhaupt Sinn? Foto: Getty Images
Rebecca Stringa
Redaktionsleitung bei STYLEBOOK

3. Juni 2024, 14:01 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

In der Welt der Nahrungsergänzungsmittel und Hautpflege wird Beta-Carotin oft als Wundermittel angepriesen. Eine der häufigsten Fragen dabei lautet: Kann Beta-Carotin tatsächlich dazu beitragen, schneller braun zu werden? STYLEBOOK fragte bei einem Experten nach und erklärt, wie Beta-Carotin auf die Haut wirkt und welche Auswirkungen es auf die Bräunung hat.

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Beta-Carotin ist ein starkes Antioxidans und ein Provitamin A, das in vielen Früchten und Gemüsesorten vorkommt, insbesondere in orangefarbenen und dunkelgrünen Pflanzen wie Karotten, Süßkartoffeln, Spinat und Grünkohl. Im Körper wird es bei Bedarf in Vitamin A umgewandelt, das für zahlreiche Funktionen, einschließlich der Erhaltung gesunder Haut und Augen, unerlässlich ist. In den Sozialen Medien wird es dabei als das Must-have vor jedem Sommerurlaub angepriesen und Hersteller überschlagen sich mit Wirkversprechen. Doch ist da wirklich etwas dran? Spoiler: Nein, nicht wirklich!

Mit fachlicher Beratung von
Dr. Timm Golüke
Dr. Timm Golüke, Facharzt für Dermatologie

Der Zusammenhang zwischen Beta-Carotin und der Hautfarbe

Wenn Beta-Carotin in größeren Mengen konsumiert wird, kann es in der Haut gespeichert werden, vorwiegend in den oberen Hautschichten. Dies kann zu einer leichten Veränderung der Hautfarbe führen, die als „carotenoderma“ oder „carotinämie“ bezeichnet wird. Die Haut kann einen leichten orangefarbenen oder goldenen Ton annehmen, was manchmal als gesunder Glanz empfunden wird. Dieser Effekt ist jedoch subtil und nicht gleichzusetzen mit der tiefen Bräune, die durch Sonneneinstrahlung erreicht wird.

Natürliche Quellen vom Provitamin

Eine ausgewogene Ernährung, die reich an Beta-Carotin-haltigen Lebensmitteln ist, kann helfen, die Hautfarbe auf natürliche Weise zu verbessern. Lebensmittel wie Karotten, Süßkartoffeln, Spinat und Grünkohl sind ausgezeichnete Quellen. Diese natürlichen Quellen bieten nicht nur Beta-Carotin, sondern auch eine Vielzahl anderer Nährstoffe, die zur allgemeinen Gesundheit beitragen.

Beeinflusst Provitamin A das Bräunen?

Während Beta-Carotin die Hautfarbe leicht verändern kann, führt es nicht zu einer echten Bräune. Eine Bräune entsteht durch die Einwirkung von UV-Strahlen auf die Haut, die die Melaninproduktion stimulieren. Beta-Carotin kann jedoch indirekt zum Schutz der Haut beitragen. Durch seine antioxidativen Eigenschaften kann es die Haut im Alltag vor UV-Schäden schützen und somit die Hautgesundheit fördern, was wiederum dazu beitragen kann, dass die Bräune länger anhält und die Haut weniger schnell altert.

Auch interessant: Warum der gebräunte Teint mit Sonnencreme viel länger hält 

Ersetzt Beta-Carotin den Sonnenschutz?

Nein, auf keinen Fall! Denn Obacht, die antioxidative Eigenschaft, ersetzt nicht den Sonnenschutz. Das würden Sie von ihrem Vitamin-C-Serum am morgen ja auch nicht erwarten. Vor Sonnenbrand und Hautkrebs kann es ebenso nicht schützen. Auch der Dermatologe Dr. Timm Golüke warnt vor solchen Aussagen.



Es ist wissenschaftlich nicht ausreichend bewiesen, dass die Haut durch die Aufnahme von Beta-Carotin einen wirksamen natürlichen Schutz vor schädlicher UV-Strahlung aufbaut. In den wenigen, kleinen Studien, die einen positiven Effekt zeigen konnten, war eine tägliche Einnahme von mehr als 20 Milligramm Beta-Carotin über mindestens 10 Wochen erforderlich. Diese Menge ist jedoch aus gesundheitlicher Sicht deutlich zu hoch, da die empfohlene Tagesdosis bei maximal 3,5 Milligramm liegt.

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Auch laut der Europäischen Lebensmittelsicherheitsbehörde (EFSA) bietet Beta-Carotin keinen Schutz vor UV-Strahlung. Die EFSA hat Anträge von Herstellern, mit Sonnenschutz-Argumenten werben zu dürfen, als wissenschaftlich unbegründet abgelehnt. Solche Aussagen sind in der Werbung eigentlich verboten, jedoch mangelt es an ausreichender Überwachung und Durchsetzung der Rechtsvorschriften.

Sicherheit und Dosierung

Es ist wichtig, Beta-Carotin in angemessenen Mengen zu konsumieren. Hohe Dosen können zu einer übermäßigen Speicherung in der Haut führen, was zu einer deutlichen orangefarbenen Färbung, besonders an den Handflächen und Fußsohlen, führen kann. Dieser Zustand ist harmlos, aber ästhetisch möglicherweise störend. Er verschwindet, sobald die Beta-Carotin-Einnahme reduziert wird.

Rauchende sollten Vorsicht walten lassen

Studien haben gezeigt, dass bei rauchenden Personen die Einnahme von Beta-Carotin mit einem erhöhten Lungenkrebsrisiko sowie gesteigerten Risiken bei bestehenden Herz-Kreislauf-Problemen verbunden ist. Ob eine erhöhte Zufuhr von Beta-Carotin für andere mögliche Risikogruppen wie Asthmatiker ein Risiko darstellt, ist bisher nicht ausreichend erforscht.

Wenn ich Vitamin A als Nahrungsergänzungsmittel nehme, brauche ich dann noch Beta-Carotin?

Wenn Sie Vitamin A als Nahrungsergänzungsmittel einnehmen, benötigen Sie im Allgemeinen kein zusätzliches Beta-Carotin. Es ist nämlich eine Vorstufe von Vitamin A, das der Körper in Vitamin A umwandelt, wenn Bedarf besteht. Wenn Sie bereits direktes Vitamin A supplementieren, erhält Ihr Körper diese wichtige Substanz direkt und muss nicht auf die Umwandlung von Beta-Carotin angewiesen sein.

Vitamin A ist ein fettlösliches Vitamin, und eine Überdosierung kann toxisch sein. Es ist wichtig, die empfohlene Tagesdosis nicht zu überschreiten. Beta-Carotin hingegen wird nur bei Bedarf in Vitamin A umgewandelt, was das Risiko einer Überdosierung verringert. Wenn Sie eine ausgewogene Ernährung haben, die reich an Früchten und Gemüse ist, erhalten Sie wahrscheinlich ausreichend Beta-Carotin und andere Carotinoide, die der Körper bei Bedarf in Vitamin A umwandeln kann.

Wenn Sie spezielle gesundheitliche Bedingungen haben oder Ihre Ernährung bestimmte Nährstoffe nicht in ausreichender Menge liefert, kann die Ergänzung entweder mit Vitamin A oder Beta-Carotin sinnvoll sein. Es ist jedoch ratsam, dies mit einem Arzt oder Ernährungsberater zu besprechen.

Macht Karottensaft brauner?

Karottensaft kann tatsächlich die Hautfarbe leicht verändern und ihr einen goldenen oder leicht orangefarbenen Schimmer verleihen, aber es macht Sie nicht brauner im Sinne einer Sonnenbräune.

Wenn Sie regelmäßig Karottensaft trinken oder Beta-Carotin-haltige Lebensmittel konsumieren, kann sich Beta-Carotin in den oberen Hautschichten ansammeln. Dies kann der Haut einen gesunden, leicht goldenen Farbton verleihen. Dieser Effekt ist subtil und kann als eine Art natürlicher „Glow“ beschrieben werden. Es ist jedoch keine echte Bräune, die durch die Stimulation der Melaninproduktion infolge von UV-Strahlen entsteht.

Der regelmäßige Konsum von Karottensaft kann Teil einer gesunden Ernährung sein. Neben Provitamin A enthält Karottensaft auch andere wichtige Nährstoffe wie Vitamin K, Vitamin C, Kalium und Ballaststoffe. Es ist jedoch wichtig, Karottensaft in Maßen zu konsumieren, da übermäßiger Verzehr zu einer übermäßigen Ansammlung von Beta-Carotin führen kann, was wie oben bereits erklärt zu einer auffälligen Orangefärbung der Haut führt.

Das sagt der Verbraucherschutz

Auch der Verbraucherschutz kritisiert die Versprechungen rund um die Einnahme von Beta-Carotin-Kapseln stark.

Hersteller von Beta-Carotin-Kapseln werben oft mit Versprechen wie „natürlicher Sonnenschutz von innen“ oder „Schutz vor UV-Strahlen“. Doch die als Nahrungsergänzungsmittel im Handel und online unter Bezeichnungen wie „Sonnen-Vitamine“, „Hautschutzkapseln“, „Magic Sun“, „Bräunungskapseln“ oder „Sonnen-Brause“ angebotenen Produkte bieten keinen umfassenden Schutz vor schädlichen UV-Strahlen. Sie können das Eincremen mit einem Sonnenschutzmittel mit geeignetem Lichtschutzfaktor nicht ersetzen, sondern allenfalls ergänzen. Die Verbraucherzentrale warnt sogar davor, dass man sich nicht von Erfahrungsberichten oder Käuferbewertungen wie „seitdem nie mehr Sonnenbrand gehabt“ oder „bekomme keinen Sonnenbrand mehr“ täuschen lassen soll.

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Fazit

Beta-Carotin kann die Hautfarbe leicht beeinflussen und ihr einen goldenen Schimmer verleihen, aber es führt nicht zu einer tiefen Bräune wie durch UV-Strahlen. Es bietet jedoch antioxidative Vorteile, die die Haut schützen und ihre Gesundheit fördern können. Wer eine echte Bräune anstrebt, sollte dies unbedingt sicher und mit angemessenem Sonnenschutz tun!

Themen #Naturtreu Gesunde Ernährung Kosmetik-Inhaltsstoffe / INCI Sonnenschutz
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