19. Mai 2016, 15:22 Uhr | Lesezeit: 2 Minuten
Dänische Forscher haben herausgefunden, dass Dicke eine höhere Lebenserwartung haben als Schlanke. Erstaunlich? Für die Wissenschaftler nicht wirklich.
Was klingt, wie verkehrte Tataschen, haben Forscher der Universitätsklinik von Kopenhagen nun bestätigen können: Menschen mit mäßigem bis starkem Übergewicht haben ein GERINGERES Sterberisiko als Schlanke. Dies ist Schwarz auf Weiß im Fachblatt „Journal of American Medical Association“ nachzulesen
Lebenserwartung nach Körpergewicht
Das Forscherteam um Børge Nordestgaard hat Daten von insgesamt 110.000 Probanden aus drei vorangegangenen Studien zum Thema Übergewicht ausgewertet und hinsichtlich ihrer Lebensdauer und ihres Körpergewichts verglichen, genauer gesagt: ihres Body-Mass-Index (BMI), also dem Quotienten aus dem Körpergewicht und der Körpergröße zum Quadrat. Gesundheitsrisiken, wie beispielsweise Tabakkonsum, wurden bei der Beurteilung natürlich berücksichtigt.
Dicke leben länger!
Das Ergebnis: Der BMI, der mit der geringsten Sterblichkeit einhergeht, liegt heute bei 27 – also stolze drei Punkte oberhalb des Höchstwerts, den die Weltgesundheitsorganisation (WHO) noch als Normalgewicht zählen würde. Dieses liegt laut der gemeinhin akzeptierten Definition zwischen 18,5 und 24,9. Alles im Feld zwischen 25 und 29,9 gilt als Übergewicht. Wer noch mehr wiegt, ist medizinisch betrachtet fettleibig.
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Keine völlig neue Erkenntnis
Die Wissenschaft bezeichnet das Phänomen als Adipositas-Paradoxon. Ihm zufolge geht ein übermäßiger Körperumfang nicht selten mit Herz- und Stoffwechselkrankheiten einher – widersprüchlicherweise haben Dicke aber bessere Chancen, bestehende Erkrankungen zu überleben. Seit Jahren zeichnet sich hier übrigens ein Trend ab. Ende der Siebzigerjahre lag der BMI mit der höchsten Lebenserwartung bei 24, also noch im Feld Normalgewicht, Anfang der Neunzigerjahre war er bereits auf 25 angestiegen.
Gründe für den Wandel: fraglich
Experten erklären sich die positiven Prognosen für Dicke vor allem aus den schlechten für Untergewichte. Epidemiologischen Studien zufolge haben Menschen mit einem BMI unter 18,5 ein um 60 bis 80 Prozent höheres Sterberisiko als Normalgewichtige. Ein Grund dafür könnte sein, dass bei besonders dünnen Teilnehmern das geringe Körpergewicht die Folge einer fortgeschrittenen, schweren Erkrankung sein kann.
Warum auch immer: Die Studienergebnisse sind NICHT als Freifahrtschein zur Mastkur zu verstehen, warnen die Wissenschaftler, und raten nach wie vor zu einer gesunden, ausgewogenen Ernährung.