10. Februar 2016, 10:37 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Für viele beginnt am Aschermittwoch wieder die Fastenzeit. Aber: Einfach aus der Laune heraus auf die Nahrungsaufnahme zu verzichten, ist gar keine gute Idee. Eine Fastenkur will gut vorbereitet sein, weiß STYLEBOOK-Redakteur Thomas Helbing, der es schon ausprobiert hat.
Ab Mittwoch beginnt wieder die Fastenzeit und viele verzichten bis zum Ostersamstag auf bestimmte Nahrungs- und Genussmittel. Die einen stellen das Rauchen oder den Alkoholgenuß ein oder verzichten auf Fleisch, andere essen gleich gar nichts mehr. Während das Weglassen von bestimmten Nahrungs- und Genussmitteln unproblematisch ist, muss eine Heilfasten-Kur allerdings gut vorbereitet sein. Aufgepasst!
Was genau ist Heilfasten?
Beim Heilfasten wird über einen bestimmten Zeitraum komplett auf die Nahrungsaufnahme verzichtet, dafür täglich mindestens vier bis fünf Liter Wasser oder ungesüßter Kräutertee getrunken. Es gibt auch Heilfasten-Kuren, bei denen leichte Kost eingenommen wird. Die gängigste und wissenschaftlich auch anerkannte Methode ist das Heilfasten nach Buchinger. Dabei werden täglich eine Gemüsebrühe sowie Fruchtsäfte eingenommen (max. 500 Kalorien täglich), um den Körper mit Mineralien und Vitaminen zu versorgen. Gleich vorweg: Fasten ist KEINE Diät! Wer abnehmen will, sollte dauerhaft seine Ernährung umstellen. Auch mit dem Mode-Begriff Detox hat Fasten nichts gemein.
Wie wird eine Fastenkur vorbereitet?
Ganz falsch: Einfach aus einer Laune heraus eine Heilfasten-Kur durchführen. Wer plötzlich am Aschermittwoch damit beginnen möchte, lässt es besser gleich. Denn: Der Körper muss mit mindestens zwei Entlastungstagen vorbereitet werden, in denen vegetarisch, leicht verdaulich und weniger als sonst gegessen wird. Noch besser ist es, damit bereits eine Woche vor der Kur zu beginnen, um die Fastenzeit erträglicher zu machen.
Wer sich einen Tag vor dem Fasten noch einmal richtig den Bauch voll haut und ordentlich die Kante gibt, wird es sehr schwer haben, denn anfängliche Symptome wie Kopfschmerzen und Hungergefühl werden sich extrem verstärken. Ebenfalls zur Vorbereitung gehört, sich mit den wichtigen Dinge für die Fastenkur einzudecken: schöne Teesorten, vielleicht eine neue Thermoskanne, eine Wärmflasche, natürliche und ungesüßte Obst- und Gemüsesäfte (sofern sie nach Buchinger fasten), frisches Gemüse für die selbst zubereitete Gemüsebrühe. Wer zudem das erste Mal fastet, sollte sich intensiv mit dem Thema auseinandersetzen – auch, um sich mit den positiven Aspekten zu motivieren. Wer kann, nimmt für wenige Tage eine Auszeit vom Alltagsstress, macht Urlaub. Fasten heißt auch: Handy aus, runterfahren! Fasten plus 40-Stunden-Büro-Woche – machbar aber hart. An alle Spontan-Faster: Verschieben Sie ihr Vorhaben noch um ein paar Tage und bereiten Sie sich darauf vor.
Was bringt Fasten?
Fasten wird von vielen noch als Hokuspokus abgetan, ist aber mittlerweile als medizinische Therapie anerkannt. „Durch Studien wissen wir heute, dass das Fasten bei allen rheumatischen Erkrankungen und Entzündungen als Therapie wirksam ist. Genauso bei Bluthochdruck und Typ-2-Diabetes. Momentan wird intensiv erforscht, wie Fasten-Perioden möglicherweise auch Alzheimer, Multiple Sklerose und Krebs vorbeugen können“, erklärt Ernährungsmediziner Prof. Dr. Andreas Michalsen aus Berlin, der seit vielen Jahren zum Thema forscht.
Was bewirkt das Fasten im Körper?
Prof. Michalsen zu STYLEBOOK „Durch die dauerhafte und regelmäßige Überernährung sind bei den meisten alle Hormone im Körper, die Hunger, Stoffwechsel und Sättigung steuern an ihrer oberen Regulationsgrenze. Wenn diese aber dauernd in hoher Menge im Körper vorhanden ist, kann es zu Erkrankungen führen. Beim Fasten gehen diese Hormone wieder auf ihren Normalwert zurück. Der Körper erhält quasi ein ‚Reset‘ wie beim Computer. Das kurbelt die Selbstheilung an.“
Wie lange sollte man Heilfasten?
Ideal sind 7 bis 10 Tage. Wer länger als 10 Tage heilfastet, sollte das unbedingt in Begleitung eines Arztes tun.
Was ist beim Fasten noch zu beachten?
• Klingt unschön, aber unbedingtes Muss: Die ersten zwei bis drei Tage der Fastenkur muss der Darm entleert werden, das hilft, damit kein Hungergefühl aufkommt. Dabei muss man nicht gleich auf Chemiekeulen aus der Apotheke zurückgreifen, auch Einläufe sind überflüssig. Sanfte Abführmittel wie Buttermilch, Sauerkraut- oder Pflaumensaft tun ebenfalls ihren Dienst. Wichtig: Eine Toilette sollte in Reichweite sein.
• Sport während des Fastens? Unbedingt! Auch wenn Sie kaum Kalorien zu sich nehmen, ist der Körper trotzdem oder gerade deshalb belastbar. Zudem hilft Bewegung die Fastenzeit besser zu bewältigen. Aber übertreiben Sie es nicht! Ein Marathon sollte jetzt nicht auf ihrer Agenda stehen.
• Viele klagen über Mundgeruch während der Fastentage. Auf keinen Fall Kaugummi kauen! Durch die Kaubewegung wird der Appetit extrem angeregt.
• Kaffee und schwarzer sowie grüner Tee sind während der Fastenzeit tabu. Ansonsten gilt: Wasser und Kräutertee so viel trinken wie Sie können und wollen. Die erste Tasse Tee sollten Sie bereits direkt nach dem Aufwachen zu sich nehmen, dafür am besten abends eine Thermoskanne am Bett bereitstellen.
• Um die Arbeit der Leber zu unterstützen, die läuft jetzt auf Hochtouren, sollten Sie täglich einen Leberwickel machen. Dafür eine Wärmflasche vorbereiten und unterhalb des rechten Rippenbogens für ca. eine halbe Stunde auflegen, dabei die Füße hochlegen und entspannen.
• Wichtiger als das Fasten an sich ist das Fastenbrechen, also das Ende der Fastenzeit. Auch wenn die Gelüste nach einem Braten mit Soße groß sind, die ersten drei Tage nach dem Fasten müssen Sie den Körper erst wieder an feste Nahrung gewöhnen. Heißt: Wieder Suppe mit leichter Einlage (Reis, Nudeln) am ersten Tag, Reis und gedämpftes Gemüse, Früchtebreie am zweiten und dritten Tag. Wichtig: Unbedingt sehr gut kauen, damit der Magen nicht überlastet wird
• Wer regelmäßig Medikamente nimmt oder an einer chronischen Krankheit leidet, sollte das Fasten unbedingt mit seinem Arzt absprechen!
• Eine Heilfastenkur ist kein Zuckerschlecken. Auch wenn das Hungergefühl nach ca. zwei Tagen nachlässt, werden Sie ständig an Schnitzel mit Pommes oder Sahnetorte denken. Bleiben Sie stark. Die positiven Effekte, wie mehr Energie nach wenigen Tagen und langfristiges Wohlbefinden, sollten Sie genug motivieren.