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Meinung

Evelyn Burdecki, das Dummchen hast du doch nicht nötig!

Bei „Ich bin ein Star, holt mich hier raus“ war Evelyn Burdecki die klare Favoritin ­– auch für mich! – und holte die Dschungelkrone (mit beachtlichen 60,45 Prozent der Zuschauerstimmen) nach Hause. Meine persönlichen Argumente pro Evelyn: Sie war die einzige, die sich nicht zu Lästereien über ihre Mit-Camper hinreißen ließ, außerdem immer lieb und scheinbar echt. Dass sie obendrein hübsch anzuschauen ist, wird in puncto Fangemeinde sicherlich auch geholfen haben – und ebenso, dass sie nicht die hellste Kerze auf der Torte zu sein scheint.

Evelyn Burdecki
Evelyn Burdecki kurz vor Abflug nach Australien, wohin sie für zwei Wochen ins RTL-Dschungelcamp zog
Foto: Getty Images

Blöde Blondine? Das wäre zu einfach!

Burdecki, die erstmals als Kandidatin bei „Der Bachelor“ das Medienparkett betrat und daraufhin mit Stationen bei „Promi Big Brother“ und „Bachelor in Paradise“ eine Tour durchs Trash-TV unternahm, denkt scheinbar nicht nach, bevor sie den Mund aufmacht. Was dabei herauskommt, macht ihr Gegenüber und den Zuschauer schon einmal sprachlos. „Eine Fehlbildung oder so habe ich jetzt nicht, ein bisschen Bildung habe ich“, hat sie etwa gesagt. Außerdem, auf die Frage nach dem ersten deutschen Bundeskanzler: „Adenauer ist glaub‘ ich ‘ne Schule. Bei mir in Düsseldorf heißt eine so.“

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Lange habe ich ihr jeden ihrer vielen Sprüche abgekauft. Selbst als sie Wahl-Wienerin Sybille Rauch fragte, ob Wien geographisch neben Österreich liege, glaubte ich an ihr ehrliches Unwissen. Und auch ihr scheinbares Anfänger-Englisch nahm ich ihr ab, als sie mit den Worten „no pets“ (wörtlich übersetzt: „keine Haustiere“) vor laufenden Kameras erklären wollte, sich vegetarisch zu ernähren.

Evelyn ist eine begnadete Schauspielerin

Der Wendepunkt kam für mich beim Gucken von „Promi Shopping Queen“ auf Vox, wo Evelyn mit Shawne Fielding und Jenny Elvers um den Titel kämpfte. Das Intro zu ihrer Person zeigte die Düsseldorferin beim Training mit einem Personal Coach, wobei sie sich wieder einmal etwas unbeholfen anstellte. Dann erinnerte mich die Stimme aus dem Off daran: Die junge Frau, die hier mit simplen Übungen derartige Probleme haben will, ist eigentlich gelernte Fitnesstrainerin. Richtig überzeugend war auch die restliche Darbietung für mich daraufhin nicht mehr.

Somit konnte ich auch nur schwer darüber lachen, als Evelyn von Konkurrentin Fielding wissen wollte, ob sie in deren texanischen Heimat öfter auf Cowboys geritten sei. Natürlich will sie mit Cowboys in Wahrheit Pferde gemeint haben. Der Groschen sollte einfach nicht fallen, egal wie häufig sie nachhakte. Dazu sei gesagt: Das angebliche Dummchen hatte den Akzent der Fielding überhaupt erst nach Texas verortet.

Achtung, nicht aus der Rolle fallen!

Ein liebenswertes Gesamtkunstwerk, dessen Fassade in meinen Augen leider immer weiter bröckelt. Noch ein Beispiel: Evelyns angebliche „Sucht nach roten Lippen“, an der sie nach eigener Aussage seit ihrem zehnten Lebensjahr leide. Zwar zeigt sie sich tatsächlich meistens mit rotem Lippenstift, man hat sie aber auch schon häufig ohne gesehen – nicht zuletzt tagtäglich im RTL-Dschungelcamp und unter anderem kürzlich bei „Das perfekte Dschungeldinner“. Dieses wurde nur eine Woche vor „Promi Shopping Queen“ bei Vox ausgestrahlt – und auch andere Zuschauer erinnern sich vielleicht an ihren groß und theatralisch thematisierten Leidensdruck darüber, dass Guido Maria Kretschmer für ihren Laufsteg-Auftritt einen Lippenstift in Nude vorschrieb. „Das ist wie Entjungferung“, lautete ihre Beschreibung dafür, wie sie sich ohne das obligatorische Rot fühle. Eigentlich doch unnötig, das Theater.

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Blöd lohnt sich

Ich bin davon überzeugt, dass die Burdecki nicht bloß nicht so dumm ist, wie alle denken, sondern sogar richtig schlau und vor allem eine begnadete Schauspielerin. Nicht erst Verona Pooth hat damals noch als Feldbusch vorgemacht, wie man mit scheinbarer Dümmlichkeit Karriere macht. Ein Unterschied zwischen den beiden: Die Pooth hat mit einer Prise Ironie immer mal wieder durchblicken lassen, in Wahrheit sehr intelligent zu sein.

TV-Star Daniela Katzenberger stand nicht ohne Grund stets dazu, dass die Pooth ihr großes Vorbild sei, und prägte im Laufe ihrer eigenen Medienpräsenz den Satz „Sei schlau, stell‘ dich dumm.“ Und auch die Burdecki-Show, die zugegebenermaßen ziemlich erfolgreich ist, wird auf diesem Prinzip aufgebaut sein. Auf mich wirkt sie leider nicht mehr.

Verona Pooth
Wohl keine hat das Dummchen so überzeugend und amüsant gespielt wie damals Verona Feldbusch. Inzwischen heißt sie mit Nachnamen Pooth und ist erfolgreiche Unternehmerin.
Foto: Getty Images

Ich finde Evelyn Burdecki immer noch bezaubernd – eigentlich sogar NOCH mehr, seitdem ich in ihrem hübschen Köpfchen auch Grips vermute. Hoffentlich findet sie aber noch ein Alleinstellungsmerkmal oder steht zu einem anderen Talent, das ihrer Prominenz nachhaltigen Bestand verleihen könnte. Eine echte Schauspielkarriere wäre doch denkbar?! Das dumme Blondchen könnte bald anfangen auch die breite Masse zu langweilen. Und für eine so wenig emanzipierte Darstellung ihrer Selbst dürfte sie sich eigentlich zu schade sein.

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