24. Mai 2019, 14:41 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Nach einem dreistündigen TV-Spektakel steht mit Simone endlich die GNTM-Gewinnerin 2019 fest. Genauso angeschlagen wie die Siegerin war das Konzept der Final-Show – ein Finale, bei dem die Suche nach „Germany’s Next Topmodel“ zum Nebenschauplatz wurde. Schade eigentlich, findet unsere Autorin, die die Show live in der Halle mitverfolgte.
Eines vorweg: Ich verfolge das Format von Anfang an, erst als Fan, später mit wachsender Distanz. Doch während die Final-Shows mit jedem Jahr pompöser und überzogener wurden, nahm meine Begeisterung proportional dazu immer weiter ab. Das aktuelle Staffel-Ende im ISS-Dome in Düsseldorf toppte jetzt aber alles: Ich erlebte eine aufgeblasene Unterhaltungs-Show, deren eigentlicher Inhalt – die Kür von Deutschlands neuem Topmodel – nur noch als Mittel zum Klamauk-Zweck erschien. Plastik-Trinkkrüge und unbequeme Klappsitze taten ihr Übriges. Fashion-Glamour-Haute-Couture? So weit weg wie der Pluto!
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Die große Heidi-Show
Nach einer Möchtegern-Comedynummer, bei der Heidi Klum gemeinsam mit Comedian Martina Hill versuchte, selbstironisch Witze über ihre eigene Stimme zu reißen, startete die Show mit dem Einzug der drei Finalistinnen Cäcilia, Sayana und Simone. Trotz opulenten Glitzerfummeln gingen die drei Mädchen in einem Meer aus „Cirque de Soleil“-Artisten unter, mit ihrem beeindruckenden Auftritt stahlen die Showprofis Heidis Final-Mädchen komplett die Show. Den ganz großen Auftritt bekam stattdessen wieder einmal die Gastgeberin: Auf einer Schaukel schwebte la Klum auf die Bühne, im semitransparenten Catsuit und mit einem Dekolleté, auf das TV-Deutschland gewartet hatte.
Empathie? Pustekuchen!
Bei Stars wie den Jonas Brothers, Ellie Goulding und Channing Tatum gerieten die drei Titelanwärterinnen trotz noch so farbenfroher Outfits komplett ins Hintertreffen. Nach einem „Girlpower-Walk“ mit flammenden Plädoyers zum Thema Selbstliebe und Frausein musste mit Cäcilia die erste ihr Kleid raffen und abtreten. Dabei machte Model-Mama Heidi sich nicht einmal mehr die Mühe, Feedback für die erbrachte Leistung zu geben, die Entscheidung wurde kurz und schmerzlos nach dem „1,2 oder 3“-Prinzip verkündet: „Ob du wirklich richtig stehst, siehst du, wenn das Licht angeht“. Ein paar warme Worte der Vierfach-Mutter zur Ausgeschiedenen, die ihr doch sooooo ans Herz gewachsen war? Fehlanzeige!
„Für mich ist das alles Kinderfasching!“
Der (Fremdscham-)Höhepunkt der Show hatte ebenfalls nichts mit Heidis Finalistinnen zu tun: Ex-Kandidatin Theresia gab live im TV ihrem Freund Thomas das Ja-Wort, umringt von ihren ehemaligen Konkurentinnen, die kurzerhand ebenfalls in Brautkleider gesteckt worden waren. Getraut wurden die beiden – mehr oder weniger offiziell – von einer aufgekratzten Heidi. Tatsächlich wirkte die Moderatorin mehr wie ein verliebtes Schulmädchen denn wie ein Showprofi: Sie rannte mit einem überraschten Channing Tatum Händchen haltend über den Laufsteg, sang bei jedem Tokio-Hotel-Einspieler mit und schwang als einzige bei deren Auftritt die Hüfte.
Selbst beim Foto-Shooting wurde den zwei verbliebenen Finalistinnen Simone und Sayana die Show gestohlen – diesmal von 30 Strippern, auf deren Armen sie vor Fotograf Kristian Schuller posieren mussten. Das Ergebnis: ein Wimmelbild, auf dem die Mädchen nur bei ganz genauem Hinsehen zu erkennen waren. Feedback von Heidi? Gab es nicht.
Schon wieder Tokio Hotel
Heidis eigentliches Topmodel war eindeutig Tom. Als würden wir nicht schon längst wissen, wie verliebt die beiden sind, bekam der Tokio-Hotel-Frontmann einen innigen Kuss, bevor die Chef-Jurorin kurz und schmerzlos den eigentlichen Höhepunkt der Show abhandelte: die Verkündigung der Siegerin. 16 Wochen hatten die beiden Finalistinnen auf diesen Moment hingefiebert – ein Moment, der dann so ablief: Nachdem Klum gewohnt schrill mehrfach „Wer ist Germany’s next Topmodel?“ in die Menge geschrieen hatte, riss sie Simones Arm hoch, und das, bevor der Bildschirm ihr Cover überhaupt zeigen konnte.
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Mein Fazit
Ich hatte gehofft, eine Fashion-Show zu sehen, an deren Ende ein neues, überglückliches Topmodel steht. Stattdessen bekam ich: eine trashige Hochzeit, eine Menge Stripper, eine schwer verliebte Moderatorin und jede Menge Fremdscham-Momente. Die drei Finalistinnen dienten als hübsches Beiwerk für diverse Acts und Heidis Selbstinszenierung, einen roten Show-Faden suchte ich vergebens. Vielleicht sollten die Macher ihr Konzept bis zum nächsten Mal überdenken. Ich würde es ihnen und Heidi von Herzen wünschen. Dann klappt’s vielleicht auch wieder mit dem Topmodel.