28. Oktober 2019, 7:33 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Von Alexander von Schönburg Der Graben zwischen den Königskindern William und Harry ist tiefer als sporadische Beobachter des englischen Königshauses ahnen. Wie tief, das offenbart eine Bemerkung aus Harrys Umkreis, die vergangene Woche hierzulande weitgehend unbemerkt blieb. Eine treue, aber natürlich anonyme Person aus „Team Harry“, soll sich darüber beklagt haben, dass der Buckingham-Palast einfach …
Von Alexander von Schönburg
Der Graben zwischen den Königskindern William und Harry ist tiefer als sporadische Beobachter des englischen Königshauses ahnen. Wie tief, das offenbart eine Bemerkung aus Harrys Umkreis, die vergangene Woche hierzulande weitgehend unbemerkt blieb. Eine treue, aber natürlich anonyme Person aus „Team Harry“, soll sich darüber beklagt haben, dass der Buckingham-Palast einfach nicht einsehen wolle, welches Potenzial das Ehepaar Harry und Meghan zu bieten habe, schließlich seien die beiden die einzigen, die in der Lage seien, „das Königshaus zu modernisieren“.
Da steckt nicht nur ein gehöriges Maß an Selbstüberschätzung drin. Es scheint, als hätten sich Harry und Meghan, die sich nun für ein paar Wochen nach Kalifornien abgesetzt haben, um all der schlechten Presse zu entfliehen, sich geradezu verschanzt. Dort die böse Welt, zu der Medien und Palast fast gleichermaßen gehören, auf der anderen Seite sie, die einsamen, tapferen Kämpfer für eine bessere Welt.
Das Hauptproblem für Harry ist, wie er immer wieder betont, die ständige Beobachtung durch die Medien. „Jedes Mal, wenn ich eine Kamera klicken höre, muss ich an meine Mutter denken“, so Harry. Meghans Hauptproblem scheint zu sein, dass jeder von ihr verlange, freundlich zu lächeln und ihren Pflichten als Repräsentantin der „Firma“ nachzukommen, aber sich niemand dafür interessiere, wie es in ihrem Inneren aussieht.
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Keine Frage der Wahl
Beides ist komplett verständlich. Es muss ein Albtraum sein, wenn jeder deiner Schritte von Millionen Augen beobachtet wird, jedes Wort, jede noch so beiläufige Bemerkung auf die Goldwaage gelegt und tausendfach kommentiert wird. Das Problem ist nur: Genau das ist das Schicksal jedes Mitglieds des englischen Königshauses. Einerseits wirst du auf Sänften durchs Leben getragen, deine Schuhe werden dir geputzt, das Frühstück auf einem Silbertablett ans Bett gebracht, überall, wo du hinkommst, verneigen sich die Leute vor dir. Andererseits bist du eigentlich komplett „rechtelos.“ Selbstverwirklichung, individuelles Glück, all die Dinge, die uns modernen Menschen so am Herzen liegen, kannst du als Royal vergessen. In der neuen Staffel von „The Crown“ bringt es Olivia Colman, die die Queen darstellt, präzise auf den Punkt: „Wir haben alle Opfer gebracht und unsere persönlichen Freiheiten geopfert … das ist keine Frage der Wahl, sondern schlicht eine der Pflicht.“
Man kann sich diesem Schicksal entziehen. Es gibt ja eine Aussteiger-Option für Royals. Der Onkel der Queen, Edward VIII., hat diese Notbremse gezogen, als er 1936 abdankte und sich mit seiner Wallis Simpson, die für das britische Establishment aus diversen Gründen als Königin untragbar war, England den Rücken drehte und nach Frankreich absetzte. Versorgt mit einer üppigen sogenannten Apanage, die den beiden ein Leben im Luxus ermöglichte.
Harrys Problem ist, um einen englischen Begriff zu verwenden: He wants to have the cake and eat it. Das deutsche Pendant ist das Sprichwort: Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass! Harry will einerseits den Status eines Reserve-Thronfolgers genießen, mit all den Privilegien und staatlicher Alimentierung, die unleugbaren Schattenseiten dieses Schicksals aber empfindet er als unmenschliche Zumutung.
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Sie haben sich verkalkuliert
Im Grunde hätte man im Palast schon früher ahnen sollen, dass Harry und Meghan die ihnen zugedachte Rolle nicht erfüllen können. Harry hat bewusst eine Frau geheiratet, die als Hollywood-Prinzesschen nicht in die „Firma“ passt. Wahrscheinlich haben die PR-Berater bei Hofe aber darin tatsächlich auch eine PR-Chance gewittert, um aller Welt zu zeigen: Schaut mal, wie modern wir sind! Sie haben sich verkalkuliert. Sie hätten besser daran getan, Harry zuzureden, die Heirat mit Meghan zum Ausstieg zu nutzen. Statt die beiden mit dem pompösen Herzog-und-Herzoginnen-Titel auszustatten, hätte man sie mit einem bescheidenen Grafen-und-Gräfinnen-Titel ausstatten können und ihnen, ausgestattet mit einer schönen Apanage, erlauben können, sich ins Privatleben zurückzuziehen.
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Der Tag der Hochzeit wäre eine elegante Möglichkeit gewesen, Harry und Meghan diese Tür zu öffnen. Wenn sie jetzt aber ihre Titel ablegen und sich aus den Verpflichtungen royaler Repräsentanz verabschieden, würde dies sehr viel mehr Aufsehen erregen. Aber wenn es eine richtige Entscheidung gibt, dann sollte man sie lieber spät als gar nicht treffen. Harry leidet unter der Beobachtung durch die Öffentlichkeit, Meghan unter dem Verlust ihrer Freiheit und den Pflichten, die mit ihrem neuen Leben verbunden sind. Das Klügste wäre, Harry würde nun diesen Schritt von sich aus wagen. Die beiden wären als Mister und Misses Windsor deutlich glücklicher, als sie es zur Zeit als Herzog und Herzogin von Sussex sind.