21. August 2019, 13:41 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Irgendwie ist es wie so oft: Man will eigentlich gar nicht hingucken, tut es dann aber doch. Und Heidi Klum liefert. Auf ihrem Instagram-Account (6,5 Millionen Abonnenten) hat die Frischvermählte seit der Hochzeitssause vor 14 Tagen mehr als 30 Fotos und Clips hochgeladen, die ihr unendliches Glück zeigen. Die Flitterwochen als privates Event? Fehlanzeige. Wie ich mit so viel Liebe umgehe, die mich eigentlich überhaupt nichts angeht? Ein Erklärungsversuch.
Die Topmodel-Mama strahlend im Blümchenkleid, badend im glasklaren Mittelmeer, sexy im knappen Höschen, obenrum auch mal gar nix, alle Nippel-Insta-Regeln missachtend. Irgendwie habe ich das Gefühl, als wäre ich als heimlicher Beobachter ein bisschen mit dabei auf jener Jacht vor Italiens Küste, auf der die Eheringe mit der mediterranen Sonne um die Wette funkeln. Ich weiß, dass der Gatte gerne mal auf Deck unter einer Kuscheldecke einnickt, auf dem Laptop vor flirrender Kulisse Bundesliga auf Deutsch guckt, dass es zum Frühstück frisches Obst gibt, in mundfertige Häppchen geschnitten, Crêpes, Multivitaminsaft und Kaffee. Tom und Heidi fahren Jet-Ski, lassen sich im Wasser treiben, haben teeniemäßigen Spaß an und mit aufblasbaren Brüsten und knutschen. Immer wieder knutschen sie, untermalt mit Herz-Emojis. Und bei all dem schwanke ich zwischen Neid und Skepsis.
Wie kann man so gut abschalten?
Neid, weil Heidi so unbelastet-naiv ihr Glück genießt. Ohne sich ’nen Kopf zu machen, sorgenfrei und einfach in-den-Tag-hinein. Dass Tom 17 Jahre jünger ist? Spielt keine Rolle. Dass Bill, Toms Zwillingsbruder und Heidis Schwager, irgendwie mit eingeheiratet wurde? Passt perfekt. Alle sollen/können/dürfen sehen, wie happy sie ist.
Und Skepsis, weil ich irgendwie kaum glauben kann, dass man so gut abschalten kann. Immerhin hat Heidi zahlreiche Business-Projekte in der Pipeline, offenbar Knatsch mit ihrem Vater, der nicht zur Hochzeit erschien, und vier Kinder zwischen neun und 15 Jahren, die sie bestimmt (heraus)fordern. Und Fragen stellen. Und denen ganz schnell auch mal peinlich ist, was Mama macht. Und was 6,5 Millionen Menschen sehen.
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„Sie hat die große Liebe gefunden“
„Es war berührend, herzzerreißend – diese Hochzeit ist ein wirklicher Höhepunkt in ihrem Leben. Sie hat die große Liebe getroffen; das hat man ihr angesehen, aber das hat sie mir auch gesagt“, zitierte die „Märkische Allgemeine“ Hochzeitsgast Wolfgang Joop kurz nach der luxuriösen Sause vor Capri. Warum man darüber hinaus aller Welt sein gut gefiltertes Glück im Netz präsentieren muss? Weil man es selbst nicht richtig glauben kann? Weil man sich oder anderen etwas beweisen will? Oder weil man sonst schlicht und einfach wirklich vor (Liebes-)Glück platzen würde? Ich weiß es nicht. Gleichzeitig weiß ich aber, dass ich mir Heidis Liebestaumel nicht geben muss, wenn ich nicht möchte. Aber ich tue es dennoch. Weil es so wunderbar belanglos und unbeschwert ist. Zumindest für den Moment, aber das reicht ja auch erstmal.