24. April 2020, 16:54 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Gefühlt ist „Making The Cut“ – die Show, in der Mode-Designer aus aller Welt den Durchbruch schaffen wollen – gerade erst gestartet, tatsächlich steht der Gewinner der ersten Staffel aber schon fest: Jonny Cota darf sich über das Preisgeld in Höhe von einer Million Euro freuen. Dabei schaffte es die einzige deutsche Teilnehmerin auch ziemlich weit: Esther Perbandt aus Berlin belegte den zweiten Platz in der neuen Castingshow mit Heidi Klum. STYLEBOOK sprach mit der Designerin über ihre Erlebnisse während der Drehzeit, warum sie nicht nochmal teilnehmen würde – und wie ihr Verhältnis zu Heidi jetzt aussieht.
Beinahe hätte sich Esther Perbandt, die schon vor 17 Jahren ihr gleichnamiges Label gründete, die Chance entgehen lassen, Teil von „Making The Cut“ zu sein: „Ich wäre von mir aus niemals auf die Idee gekommen, mich bei so einer Show zu bewerben“, sagte uns die Finalistin im Telefon-Interview. „Zuerst dachte ich: Auf gar keinen Fall!“ Wie die Designerin dennoch im Klum’schen Castingformat gelandet ist? Anfang 2019 wurde sie von einer Castingagentur aus Los Angeles angefragt, wenige Monate später reiste sie gemeinsam mit Heidi und 12 Konkurrenten um die Welt. „Letztlich war es auch eine wunderbare Chance, meine Arbeit einem sehr viel größeren Publikum zu präsentieren – und diese Möglichkeit wollte ich nutzen“, so die Designerin.
Viele neue Möglichkeiten
Das Preisgeld konnte sie am Ende zwar nicht mit nach Hause nehmen, gelohnt hat sich die Teilnahme aber dennoch für die selbstständige Modeschöpferin. Durch die Show habe sich für sie ein völlig neuer Markt erschlossen. „80 Prozent des Traffics kommen momentan aus den USA“, freute sich die Designerin in unserem Gespräch, dementsprechend viele Bestellungen würden jetzt auch ins Ausland gehen. Seit Wochen stehe sie 12 bis 16 Stunden in ihrem Atelier in Berlin, um ihr Pensum überhaupt zu schaffen, wie sie uns erzählte.
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Auch die Erfahrungen, die sie während der Drehzeit in Paris und Tokio gesammelt hat, möchte sie nicht missen. Die Show sei „das perfekte Training“ für sie als Designerin gewesen – kein Wunder, mussten die Teilnehmer sich doch ständig neuen Challenges stellen und ihre Entwürfe von einer kritischen Jury rund um Heidi Klum bewerten lassen – bis zu drei Stunden lang. „In dem, was man letztendlich sieht, sind die Jurysitzungen stark gekürzt und zusammen geschnitten“, verriet Esther. In Wirklichkeit wurde „heiß diskutiert und unsere Arbeit bis ins kleinste Detail besprochen“, so die Designerin, die bei ihren Kreationen am liebsten zu Schwarz greift.
Der Grund für ihr Faible für die dunkle Farbe: „Für mich strahlt Schwarz eine unheimliche Stärke aus. Ich möchte, dass sich die Trägerin in meiner Mode stark und beschützt fühlt“, erklärte uns die Design-Finalistin, die auch viel Wert auf detailreiche Schnitte legt. „Es gibt nichts Zeitloseres als Schwarz. Es kommt niemals aus der Mode. Mir ist es wichtig, dass meine Bekleidung eine lange Lebensdauer hat und den Träger über Jahrzehnte begleitet.“
»Zu Heidi gab es keinen Kontakt
In der Jury von „Making The Cut“ saßen neben Heidi Klum auch Designer Joseph Altuzarra, Fashion-Bloggerin Chiara Ferragni, Supermodel Naomi Campbell sowie Carine Rotfeld und Nicole Richie – echte Superstars in der Fashion-Szene, nahezu unerreichbar. Auch für die Kandidaten, wie Esther uns erklärte: „Die Jury haben wir wirklich nur zu den Jury-Sitzungen gesehen, wenn sie da so schön aufgereiht auf ihren Stühlen saßen.“ Ansonsten habe es keinen persönlichen Kontakt und kein Gespräch gegeben. Trotzdem sieht Esther das Positive: „Meine Arbeit einer so hochkarätigen und erfahrenen Jury präsentieren zu dürfen, ist ein ziemliches Privileg – auch wenn dies gleichzeitig sehr kräftezehrend und anstrengend war.“
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Anstrengend sei vor allem auch der Zeitdruck gewesen: „Je länger ich dabei war, desto mehr kam die Erschöpfung durch. Wir hatten tatsächlich immer nur zwei Tage Zeit für eine Challenge.“ Am dritten Tag sei es nur für maximal zwei Stunden möglich gewesen, den Designs den letzten Schliff zu verpassen, dann ging es sofort zur Show und direkt im Anschluss in die Jurysitzung. „Ich erinnere mich an einen Tag, an dem wir fast 23 Stunden am Stück am Set waren“, so die Designerin. Aber: „Rückblickend bereue ich keine Sekunde: Jeder Schweißtropfen, jede Träne war es wert.“
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„Ich würde nicht nochmal mitmachen!“
Trotz all der positiven Worte, die Esther nun für die Show findet, würde sie nicht nochmal mitmachen. Der Grund: „Bei den ganzen Gesprächen im Vorfeld hieß es immer: Es wird alles ganz anders als bei ähnlichen Designer-Casting-Formaten wie „Project Runway.“ Der Fokus sollte demnach eher auf dem Business als solches liegen, letztlich ging es bei „Making The Cut“ aber doch nur ums Designen. Ein Umstand, der die erfahrene Designerin herausforderte. Skills wie Zeichnen, Schnitte machen und Nähen waren gefragt. „Ich dachte nur: Ich kann ja gar nichts von den drei Sachen!“, erzählte Esther, die ihre kreativen Ideen normalerweise mit Hilfe einer freiberuflichen Schnittmacherin und einer Schneiderin umsetzt und dann in Polen produzieren lässt.
„Hätte ich vorher gewusst, was ich da auf mich zukommt, hätte ich mich vermutlich nicht getraut mitzumachen“, gibt sie zu. Trotzdem: Die Challenges hat sie immer mit Bravour gemeistert, die Jury war begeistert. Kein Wunder also, dass sie ihre Teilnahme trotz all der Anstrengungen nicht bereut, im Gegenteil: „Dass ich mitgemacht habe, war die beste Entscheidung meines Lebens!“
Die gesamte erste Staffel von „Making The Cut“ gibt es bei Amazon Prime Video.