25. Mai 2018, 12:55 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Auch neun Jahre nach ihrer Teilnahme an „Germany’s Next Topmodel“ wird Marie Nasemann in der Öffentlichkeit noch immer mit der Show in Verbindung gebracht. STYLEBOOK sprach mit der 29-jährigen und erfuhr, warum ihre Projekte bis heute von der Show profitieren und wie sich ihr Umgang mit Mode geändert hat.
Marie Nasemann landete in der vierten Staffel hinter Mandy Bork und Siegerin Sara Nuru auf dem dritten Platz. Seitdem ist die schöne Münchnerin nicht nur als Model und Schauspielerin erfolgreich, sondern hat sich auch einen Namen als Influencerin gemacht. Dabei ist ihr Herzensprojekt der Lifestyle-Blog „fairknallt“, mit dem sich Marie für Nachhaltigkeit und gegen billig produzierte Kleidung stark macht.
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GNTM sieht sie heute als Segen und Fluch zugleich, dank diverser Werbe- und Modeljobs stehe sie weniger vor finanziellen Herausforderungen als ihre Künstlerkolleginnen und -kollegen. „Das sehe ich als großes Glück.“ Ihre Bekanntheit durch die Klum-Show ermögliche es ihr, „ein Publikum auf faire Mode und die Probleme der Industrie aufmerksam machen, das andere Fairfashion-Bloggerinnen vielleicht nicht erreichen würden“. Vielleicht ergehe es ihr mit GNTM ein bisschen so wie den Gallagher-Brüdern mit ihrem Superhit „Wonderwall“, sagt Nasemann: „Auch wenn es Oasis nicht mehr gibt, wollen die Fans auf Konzerten immer diesen Song hören. Das nervt bestimmt manchmal und man kann sich entscheiden, den Song nicht mehr zu spielen. Oder man sieht es als das was es ist: die Möglichkeit seine Rechnungen zu bezahlen und das zu tun, was man liebt.“
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„Ein neues Kleidungsstück lohnt sich nur, wenn ich es 30 Mal trage“
2016 launchte Marie, die auch weiterhin erfolgreich als Model arbeitet, ihren Blog „fairknallt“, auf dem sie Alternativen zu Fast-Fashion-Brands vorstellt und Denkanstöße für bewussteren Konsum liefert. „Mein Shoppingverhalten hat sich aber schon davor geändert,“ erzählt die 29-jährige. „Ich hatte die Erkenntnis, dass Shopping an sich nicht glücklich macht, und habe meinen Kleiderschrank drastisch reduziert. Wenn ich heute überlege, mir ein neues Kleid zu kaufen, frage ich mich, ob ich es mindestens 30 Mal tragen werde, bevor ich es kaufe. Ist die Antwort nein, lasse ich das Stück lieber im Laden.“
Der Name ihres Blogs ist Programm, Marie mag ungewöhnliche Dinge und Kleidungsstücke, die eine Geschichte haben und auch mal aus dem Theaterfundus stammen. Diese Vintage-Teile kombiniert sie dann gerne mit fair produzierten Basics. Ansonsten findet man bei ihr bevorzugt maskulin angehauchte Srücke im Schrank: Hosenanzüge, Blazer, Hosen, Hemden, Loafers und grobe Boots machen den Großteil ihrer Garderobe aus. „Ich liebe Kleidung, die mich nicht einschränkt,“ sagt Marie, „Hin und wieder ist mir auch nach einem blumig romantischem Sommerkleid, aber meistens nur dann, wenn ich frisch verliebt bin.“
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Dank kleiner Tricks nachhaltiger leben
Das Leben wirklich nachhaltiger zu gestalten ist gar nicht so einfach, wenn man viele Jobs hat und permanent unterwegs ist: „Ich komme leider nur selten dazu, auf den Wochenmarkt zu gehen. Umso bewusster ist mir aber, wie problematisch unsere hochgradig verpackten Lebensmittel sind, wenn ich dann im Supermarkt stehe und man Bio-Gurken nur in Plastik eingeschweißt kaufen kann“, sagt Marie. Generell versucht das Model, das auf Fleisch verzichtet und Milchprodukte durch pflanzliche Alternativen ersetzt, Essen bewusst zu konsumieren. Das gilt auch für den Kaffee zwischendurch – statt im Wegwerf-Becher trinkt sie ihn einfach direkt im Café in der Porzellantasse. Das spart Müll und sorgt gleichzeitig für einen kleinen Augenblick des Durchatmens im hektischen Alltag.
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Allen, die sich jetzt inspiriert fühlen, ihr eigenes Leben auch nachhaltiger zu gestalten, rät Marie, sich zunächst bewusst zu machen, wie der eigene Stil ist und was wirklich zu einem passt: „Wenn man das weiß, ist es viel einfacher, Fehlkäufe zu vermeiden, die dann nur im Kleiderschrank herumliegen.“ Das so gesparte Geld investiere man dann lieber in nachhaltig produzierte und qualitativ bessere Basics. Wer nicht in neue Kleidungsstücke investieren wolle, dem empfiehlt das Model, auf Second Hand zu setzen.
Und noch eine große Leidenschaft hat Marie Nasemann: die Schauspielerei. „Ich habe gerade eine 50-Prozent-Stelle am jungen Staatstheater in Karlsruhe angenommen und werde hier ab Herbst viel Zeit verbringen“, verrät sie STYLEBOOK. Sorge, dass dadurch ihre anderen Projekte zu kurz kommen könnten, hat sie allerdings nicht: „Ich kann in der Bahn sehr gut schreiben, dementsprechend wird das Pendeln nach Berlin auch meinem Blog zu Gute kommen.“