23. März 2018, 10:56 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Wer in den späten 80ern und frühen 90ern mit der heilen Sitcom-Welt à la „Bill Cosby“, „Alf“ oder Millionärs-Problemen in „Der Denver Clan“ nichts anfangen konnte, der wurde Fan von „Roseanne“. Hier sah man die Kehrseite des „American Dream“: Schonungslos ehrlich und mit Sarkasmus meisterte der Conner-Clan, eine laute Familie der Arbeiterklasse mit Geld- und Alltagsproblemen, das Leben. Nun kehrt die Sippschaft für neun Episoden zurück – und bei einigen ist der Erkennungsgrad doch gesunken.
In den USA startet am 27. März 2018 das Comeback von „Roseanne“, in Deutschland können wir die Kult-Serie diesen Herbst auf Disney Channel anschauen. Von 1988 bis 1997 erreichten Namensgeberin Roseanne, Ehemann Dan, Tante Jackie und die Kinder enorme Einschaltquoten, holten Tabuthemen in den TV-Mainstream und veränderten dabei das halbstündige Sitcom-Format grundlegend. Designerklamotten, ausgewogenen Ernährung und stylisches Interieur suchte man zudem in Lanford, Illinois vergeblich. In den vergangenen 20 Jahren haben sich die Stars nicht nur optisch ziemlich gewandelt.
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Roseanne Barr (Roseanne Conner)
Roseanne Barr (65) ist jetzt in ihren Sechzigern, sichtbar erschlankt, modisch gemäßigter unterwegs, aber seit dem Ende der von ihr miterdachten TV-Show keineswegs ruhiger geworden. Eine eigene Talkshow floppte („The Roseanne Show“, 1998 bis 2000), TV-Gastrollen waren rar (u.a. „My Name is Earl“ oder „Die Nanny“) und ihre Stand-up-Auftritte überschaubar. Mit der Reality-Show („Roseanne’s Nuts“, 2011) zeigte sie ihr neues Leben auf einer hawaiianischen Nussfarm und bewies, dass sie weiterhin nichts von ihrem bissigen Witz verloren hatte. Die erklärte Marihuana-Befürworterin geriet besonders mit ihren politischen Ambitionen immer wieder in die Schlagzeilen: 2012 zog sie als Kandidatin für die liberale Peace and Freedom-Partei in den Präsidentschaftswahlkampf. Knapp 62.000 Stimmen verhalfen ihr immerhin zu einem sechsten Platz. Ihre Vorliebe anzuecken und wachzurütteln wird auch die neue „Roseanne“-Staffel überschatten. Schon jetzt ist bekannt, dass die fiktionale Roseanne sich als Trump-Wählerin herausstellt und mit ihrem Clan (allen voran Schwester Jackie) aneinander gerät. Laut Frau Barr nur konsequent. „Roseanne war immer eine Geschichte der Arbeiterklasse aus dem mittleren Westen. Und die haben Donald Trump zum Präsidenten gemacht“, sagte die Schauspielerin bei der „Television Critics Association“-Pressetour.
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John Goodman (Dan Conner)
Gleich vorweg: Natürlich lebt er! Sein früher Herzinfarkt-Serientod wurde einfach ignoriert und so ist auch John Goodman (65) als Dan, Ideal-Papa schlechthin, wieder dabei. Der bärbeißig, liebevoll-unbeholfene Familienvater mit einem Faible für Trucker-Basecaps war nie verlegen, seiner schlagfertigen Ehefrau Paroli zu bieten und sorgte in seinem Bauarbeiter-Outfit für Midwest-Authentizität. Dadcore-Fans wären stolz gewesen. Mit dem Ende der Familienserie versuchte sich Goodman mit eigenen TV-Serien, doch erfolgreicher verliefen seine Leinwand-Ambitionen. Der Vater einer Tochter ist seit Jahrzehnten im Kino gefragt und spielte in Blockbustern wie „The Big Lebowski“, „Die Päpstin“ oder den Oscar-gekrönten Filmen „The Artist“ und „Argo“, mit. Der seit 2007 trockene Alkoholiker („Ich hatte einen 30-jährigen Run und am Ende war mir alles egal“) hat sich auch optisch vom übergewichtigen Dan Conner-Look verabschiedet und zeigt sich auf dem roten Teppich auch mal im edlen Anzug. Fun Fact: George Clooney war in der ersten „Roseanne“-Staffel ebenfalls Ensemble-Mitglied — hatte fürs Revival, trotz Anfrage, aber leider keine Zeit.
Laurie Metcalf (Jackie Harris)
Gerade war sie zum ersten Mal für einen Oscar nominiert. Und auch wenn sie den Goldjungen für ihre Rolle in „Lady Bird“ nicht erhielt, so surft Laurie Metcalf (62) momentan auf einer Erfolgswelle. Das Serien-Revival kann selbstverständlich nicht auf die etwas neurotische Tante Jackie verzichten, die nicht nur in ihrer Kleider- und Frisurenwahl gern die No-Gos der Neunziger vorführte. Im TV-Update steht sie erstmal auf Kriegsfuß mit ihrer Schwester und das lässt erahnen, dass die liebe Verwandtschaft offenbar sehr unterschiedliche politische Ansichten teilt. Frau Metcalf, die drei Emmys für ihre Darstellung als bibeltreue Mutter von Sheldon in „The Big Bang Theory“ erhielt und 2017 den Theaterpreis Tony ergatterte, beweist ebenfalls, dass der „Roseanne-Cast“ erstaunlicherweise keine negativen Karriereverläufe vorzuweisen hat.
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Sara Gilbert (Darlene Conner)
Auch Sara Gilbert (43) blieb dem Entertainment-Business — und ihrem herb-lässigen Styling inklusive dunkler Locken — treu. Gastrollen (ebenfalls „The Big Bang Theory“) behielten die Yale-Absolventin in den 2000er Jahren in mäßig-erfolgreicher TV-Anstellung. Besser läuft es seit 2010 mit der US-Daytime-Talkshow „The Talk“. 2010 bekannte sie sich öffentlich dazu, lesbisch zu sein. 2014 heiratete sie die ehemalige „4 Non Blondes“-Sängerin, Musikproduzentin Linda Perry (52), brachte einen Sohn zur Welt und lebt zusammen mit den zwei Kindern aus ihrer vorherigen Beziehung ein Patchwork-Familienmodell vor. Gilbert wird im „Roseanne“-Revival als zweifache Single-Mutter mit einem Kind, das gern Röcke trägt, die Tradition der einst unbequemen Sitcom gebührend fortführen.
Alicia Goranson/Sarah Chalke (Becky Conner) & Michael Fishman (D.J. Conner)
Die älteste Tochter Becky wurde in den ersten fünf Staffeln von Alicia Goranson (43) dargestellt. Als diese neben dem College keine Zeit mehr für die Dreharbeiten fand, wurde sie durch die ebenfalls blonde Sarah Chalke (43) — später mit der Sitcom „Scrubs“ erfolgreich — ersetzt. Alicia sah man noch in „Sex and the City“ oder dem Oscar-Drama „Boys Don’t Cry“. Darüber hinaus scheint sie sich aus der Öffentlichkeit zurückgezogen zu haben. Ähnlich verhielt es sich bei Michael Fishman (36), der als Sechsjähriger die Rolle des D.J. übernahm. Nach dem Ende der TV-Serie zog er sich aus dem Showbusiness zurück, nur um seit 2006 vermehrt hinter der Kamera Fuß zu fassen.
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Johnny Galecki (David Healy)
Er gehörte zwar nicht zum Original-Cast, aber Johnny Galecki (42) war als David nicht nur der Freund von Darlene, sondern wurde von den Conners irgendwie adoptiert und heiratete am Ende seine große Liebe. Klar, dass auch er beim Revival dabei sein wird — wenn auch nur in einer Folge. Der in Belgien geborenen Schauspieler, der im Anschluss an Roseanne so illustre Filmwerke wie „Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast“ drehte, landete 2007 einen TV-Coup, der ihm nun nicht viel Zeit für andere Engagements lässt: Seit mehr als zehn Jahren spielt er Dr. Leonard Hofstadter in der Erfolgsserie „The Big Bang Theory“. Finanziell hat er damit wohl den besten TV-Anschluss vorzuweisen. Trauriger Fun Fact: Glenn Quinn, der Davids’ Bruder Mark darstellte und mit Becky verheiratet war, verstarb bereits 2002 an einer Überdosis. Im Revival hat man ihn aber angeblich nicht ganz vergessen.
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