1. September 2018, 8:18 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
„Big is beautiful“! Ganz in diesem Sinne posiert Plus-Size-Model Tess Holliday auf dem September-Cover der englischen Cosmopolitan. Das Übergrößen-Model möchte anderen kurvigen Mädchen und Frauen ein Vorbild sein – und in Sachen Selbstliebe ist sie das auch irgendwie. Irgendwie aber auch nicht. Denn es stellt sich die Frage: Wird hier womöglich ein Körpergefühl gefeiert, dass am Ende nichts anderes ist als ungesund?
Tess Holliday (33) ist stolz auf ihren Erfolg. Auf Instagram teilte das Plus-Size-Model ihr UK-Cosmo-Cover mit den Fans und erklärte: „Ich bin buchstäblich ein Cosmo-Girl! Ich kann selbst nicht glauben, dass ich das sage! Hätte ich einen Körper wie meinen auf diesem Magazin gesehen, als ich ein junges Mädchen war, es hätte mein Leben verändert. Ich hoffe, das tut es für ein paar von euch.” Mit diesem Cover schreibt Tess Holliday Geschichte, denn sie ist die erste Frau mit Kleidergröße 50, die es auf das Titelblatt eines Hochglanzmagazins geschafft hat.
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Zahlreiche ihrer mehr als 1,6 Millionen Follower auf Instagram danken der US-Amerikanerin dafür, eine Inspiration zu sein und beglückwünschen sie zu ihrem Mut. Doch natürlich kommt das Cover nicht bei allen gut an. Zwei Worte sind in den Kommentaren jedoch zuhauf zu lesen: „morbidly obese”, zu Deutsch: „krankhaft übergewichtig“.
Doch Tess Holliday hat sich hierzu bereits auf Twitter geäußert:
„An alle, die sagen, ich sei eine Belastung für das britische Gesundheitssystem – ich bin Amerikanerin, also müsst ihr euch keine Sorgen über meinen fetten Arsch machen“, schrieb sie auf Twitter. Und weiter: „Ich mach mir eher Sorgen darüber, was für furchtbare Menschen ihr seid, wenn ihr darüber jammert, wie mein Bild auf dem Cover eines Hochglanzmagazins euer engstirniges Leben beeinflusst.“
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Ist Tess „krankhaft übergewichtig”?
Dennoch: Die US-Amerikanerin wiegt laut verschiedenen Medien 117 Kilo bei einer Größe von 1,65 Metern – eine Figur, die sie heute bewusst zelebriert und zahlreiche Body-Positivity-Befürworter mit ihr. Die Frage, die sich bei diesen Maßen jedoch viel mehr stellt, als die, ob man sich mit dieser Figur lieben sollte (denn die ist immer und bei jeder Figur mit einem ganz klaren „JA” zu beantworten!), ist tatsächlich die nach der Gesundheit. Tess Holliday ist medizinisch gesehen stark übergewichtig. Die Maße lassen sogar vermuten, dass die Zweifach-Mama bereits an Adipositas leidet, auch als Fettleibigkeit bekannt.
„Von Übergewicht spricht man ab einem BMI von 25. Ab einem BMI von 30 liegt krankhaftes Übergewicht beziehungsweise Adipositas vor”, sagt Dr. med. Hinrich Köhler, Facharzt für Chirurgie gegenüber STYLEBOOK. Der Leiter des Adipositaszentrums des Herzogin-Elisabeth-Hospitals Braunschweig erklärt weiter: „Das Risiko für Diabetes Typ 2, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Gelenkverschleiß, Schlafapnoe und Krebs steigt. Patienten mit einem BMI von 40 leiden an einer morbiden Adipositas. Dabei gilt: Je ausgeprägter die Adipositas ist und je länger sie besteht, desto höher das Risiko für Folgeerkrankungen.“
Die vermeintlichen Maße Tess Hollidays ergeben einen BMI von knapp 43, was für eine schwere Form der Adipositas sprechen würde. Aber: Der BMI ist eben nur ein grober Richtwert. Jeder Körper ist verschieden und entsprechend kann das Risiko nur individuell und bei einer persönlichen Konsultation eines Arztes bestimmt werden. Aus der Ferne lässt sich keine echte Diagnose stellen.