6. Februar 2018, 14:24 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Die High Heels liegen achtlos auf dem Boden, sie selbst hat es sich auf dem Sofa gemütlich gemacht. Dennoch: Zoe Saldana (39) ist weit weg von entspannt, als wir sie in einem Mailänder Hotelzimmer treffen. Es ist ihr zehntes Interview an diesem Tag, Journalisten aus aller Welt sind angereist, um sie im Kurzfilm „The Legend of Red Hand“ zu sehen. Der ist Teil der Red Diaries-Kampagne von Campari, und so verwundert es auch nicht, dass Saldana im Gespräch gesteht, dass sie jetzt einen Drink der italienischen Traditionsmarke gebrauchen könnte. So weit, so vertragskonform. Doch wer jetzt eine Dauerwerbesendung erwartet hat, der wird enttäuscht: Saldana redet keinem nach dem Mund und ist – wie wir selbst bemerken werden – ganz schnell auf 180.
Kennt man die US-Amerikanerin mit dominikanischen Wurzeln eher aus SciFi-Blockbustern wie „Avatar“ und „Guardians of the Galaxy“, spielt sie im Kurzfilm eine Fotografin im Hier und Jetzt, die auf der Suche nach dem perfekten Drink ist. Ohnehin scheint auch an Zoe Saldana so einiges perfekt zu sein: eine Bilderbuchkarriere in Hollywood (allein dank der vier Fortsetzungen für „Avatar“ hat sie ausgesorgt) und eine skandalfreie Ehe mit Künstler Marco Perego (die gemeinsamen Söhne heißen Bowie, Cy und Zen). Doch der Vorstellung von Perfektion hat Saldana im Gespräch dann doch so manches entgegenzusetzen.
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STYLEBOOK: Bist du auch so eine Perfektionistin wie dein Charakter Mia?
Zoe Saldana: „Das war ich sehr lange, bis ich gemerkt habe, dass es mich schnell frustriert, wenn ich sie nicht erreiche. Heute versuche ich eher besser zu sein als gestern, falls das überhaupt möglich ist.“
Also hast du eher eine relaxte Sicht auf die Dinge?
„Auf keinen Fall, ich bin ein Nervenbündel. Ich bin Ehefrau und Mutter von drei Kindern – und sehr oft genervt! Aber man ist immer so damit beschäftigt, die guten Momente auszukosten, dass man darüber vergisst, dass gerade die Situationen, in denen man vielleicht mal überreagiert, genau die sind, über die man später lacht und die im Gedächtnis bleiben.“
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Ist es überhaupt möglich, mit drei Kindern entspannt in den Tag zu starten?
„Klar, wenn meine Kinder mal alle durchgeschlafen haben. Meine Söhne sind alle unter drei Jahren, sie fordern jetzt einfach viel und wollen alles lernen. Daher brauchen sie auch noch viel Anleitung von meinem Mann und mir.“
Mit drei Söhnen und einem Mann gibt es viel Manpower in deinem Haus. Wie gehst du damit um?
„Ehrlich gesagt: Es hilft, dass sie alle drei Italiener sind. Dadurch bringen sie eine natürliche Feinfühligkeit mit, die die ganze männliche Energie, die sie versprühen, ausgleicht. Ich neige dazu, schnell feurig und aufbrausend zu sein – eben typisch Latina. Und meine Italiener sind eher nett, ruhig und zuvorkommend. Sie sagen bitte und danke. Das ist die Balance, die ich brauche.“ (lacht)
Was willst du deinen Kindern vor allem mit auf den Weg geben?
„Meinem Mann und mir ist wichtig, dass sie respektvoll sind. Sie sollen lernen, dass ihre Taten Folgen haben – sie können damit helfen, aber genauso gut können sie auch Schaden verursachen.“
Du kämpfst gerade auch an anderer Stelle für mehr Respekt mit der „#timesup“–Initiative, die sexuell belästigten Frauen etwa Rechtsbeihilfe zukommen lässt. Inwiefern hat dich die ganze „#metoo“-Bewegung selbst betroffen?
„Sie hatte eher einen Riesen-Einfluss auf mich. Frauen unterstützen sich gegenseitig und sagen: ‚Ich bin da für dich, egal, was du brauchst und was dir passiert ist. Ich werde für Gerechtigkeit kämpfen und dir mit allen Kräften helfen.‘ Dazu hat uns unsere Gesellschaft ehrlich gesagt nie ermutigt. Wir konkurrieren immer noch in Badeanzügen bei Schönheitswettbewerben und warten darauf, dass Männer uns sagen, ob wir schön und gut genug sind. Wir kämpfen gegen ein großes Monster – und damit meine ich dieses System. Wir können es nur besiegen, wenn wir zusammenhalten und füreinander einstehen. Nur so kann sich etwas ändern. Und dabei denke ich auch nicht, dass diese Bewegung eine Revolution ist, sondern eine Renaissance.“
Bei den Golden Globes haben alle Promis Schwarz getragen aus Solidarität zu #metoo. Ist so ein Signal nicht in ein paar Monaten wieder vergessen?
„Ich glaube, lediglich diejenigen, die das Ganze nur oberflächlich betrachten, sehen das als vergänglich an. Wohin auch immer wir gehen, um Anerkennung für unsere Arbeit zu bekommen – wir werden nur gefragt, von welchem Designer unser Kleid ist. Wir werden nicht gefragt, was wir denken oder fühlen. Daher war Schwarz zu tragen das Klügste, was wir hätten tun können. Denn dann wurden plötzlich die richtigen Fragen gestellt.“