17. Oktober 2017, 17:05 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Der Hollywood-Skandal um Film-Mogul Harvey Weinstein (65) sorgt täglich für neue, schockierende Meldungen. Nun gerät auch das Modelabel seiner (Ex)-Ehefrau Georgina Chapman (41) in ein unrühmliches Licht. Kann die Luxus-Marke Marchesa die Vorwürfe überleben?
Es gibt wohl momentan kaum ein anderes Thema in Hollywood: Film-Produzent Harvey Weinstein soll seit den 1980er Jahren systematisch Frauen eingeschüchtert, bedrängt, sexuell belästigt und angeblich auch vergewaltigt haben. Die Liste der Anschuldigungen wird Tag für Tag länger und auch die Namen der mutmaßlichen Opfer immer prominenter: Zunächst wagten die Schauspielerinnen Rose McGowan (44) und Ashley Judd (49) den Schritt an die Öffentlichkeit, es folgten Asia Argento (42), Léa Seydoux (32), Gwyneth Paltrow (45), Angelina Jolie (42), Cara Delevingne (25), Kate Beckinsale (44) und viele mehr.
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Harvey-Weinstein-Skandal weitet sich aus
Was die Hollywood-Damen berichten, zeigt, dass Harvey Weinstein ohne Rücksicht seine einflussreiche Stellung in der Traumfabrik als Druckmittel ausgenutzt haben soll. Ihm verdanken viele weibliche Stars ihre Karriere. Und auch der Erfolg des in Hollywood beliebten Modelabels Marchesa – zu deren Gründerinnen seine Ehefrau zählt – wurde von ihm maßgeblich beeinflusst. Und muss nun gegen seinen Untergang ankämpfen.
Kleider-Zwang und die Vorwürfe gegen Marchesa
Marchesa wurde von den Britinnen Keren Craig (41) und Georgina Chapman gegründet – im selben Jahr, in dem Chapman begann, Harvey Weinstein zu daten. Mit ihren femininen und hochwertigen Entwürfen für Brautmode und Evening Wear schafften sie schnell den Sprung in die High-End-Fashion-Elite und nach Hollywood. So gut wie alle Top-Stars, darunter die Oscar-Preisträgerinnen Nicole Kidman (50), Renée Zellweger (48), Halle Berry (51) oder Sandra Bullock (53), zeigten sich auf dem Red Carpet häufig in Marchesa-Roben.
Doch nachdem „Desperate Housewives“-Star Felicity Huffman (54) bestätigt hatte, was jahrelang nur gemunkelt wurde, erscheint die Kleiderwahl der Stars und ihrer Stylisten nicht ganz unfreiwillig gewesen zu sein. Denn Weinstein soll die Schauspielerin massiv dazu gedrängt haben, die Entwürfe seiner Ehefrau im Vorfeld der Oscar-Verleihung 2005 in Szene zu setzen. Huffman bewarb damals den von Weinstein produzierten Film „Transamerica“, für den sie auch eine Oscar-Nominierung erhielt. Sie bestätigte jetzt, dass Weinstein die finanzielle Unterstützung für die Promo-Kampagne abbrechen wollte, wenn sie seinem Wunsch nicht nachgekommen wäre. Auch der Branchen-Insider „The Hollywood Reporter“ berichtet, dass der Produzent wiederholt und massiv drohte, die Karrieren anderer A-List-Stars zu sabotieren, sollten sie seine Aufforderung bezüglich Styling verweigern.
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Stars geraten in Erklärungsnot
Dass der Erfolg des Mode-Labels Marchesa auf die Verbindung von Chapman und Weinstein zurückzuführen sei, war durchaus ein offenes Geheimnis. Dank seiner Kontakte und einem legendär-aggressiven Geschäftsgebaren förderte er die Karriere seiner Frau von Anfang an. So war Georgina Chapman auch in der von Heidi Klum (44) moderierten amerikanischen TV-Show „Project Runway“ als Jurorin zu sehen, Weinstein selbst ist bei dem TV-Format Co-Produzent.
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Weinstein nutzt Einschüchterung und Druck um „Marchesa“ zu pushen
Weinstein selbst räumte 2013 in einem Interview mit der „Vogue“ zwar ein, die Modefirma seiner Ehefrau durchaus voranzubringen, ließ das aber eher unschuldig anklingen: „Vielleicht habe ich geholfen, aber nur ein ganz kleines bisschen, mit Renée Zellweger.“ Die gehörte übrigens zu den allerersten Mega-Stars, die sich 2004 in Marchesa zeigte und zeitgleich dank Weinstein und seiner Produktionsfirma zu Kinoerfolgen und Oscar-Ehren kam. In der Folge traten immer mehr Hollywood-Damen in den Entwürfen der beiden Designerinnen auf die roten Teppiche und vor die Kameras der Fotografen. Auf die unumgängliche Frage, „Was tragen sie“, folgte pflichtbewusst die Antwort: Marchesa.
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Boykott, Rückzug, Finanzprobleme: Die Zukunft der Modemarke Marchesa
Die Auswirkungen sind im im Hause Marchesa bereits zu spüren: Die kommende Spring-Summer 2018-Preview wurde gecancelt und der amerikanische Luxus-Schmuckhersteller Helzberg Diamonds hat die Zusammenarbeit erst einmal auf Eis gelegt. Auf Twitter tauchte umgehend die Hashtag-Kampagne #boycottmarchesa auf. Weinstein hatte mit seinem Vermögen und seinen Kontakten das Label (finanziell) unterstützt – dies dürfte nun hinfällig sein. Sollten sich weitere Investoren distanzieren, ist die Zukunft der Modemarke durchaus ungewiss. Laut der „New York Post“ haben bereits einige Mitarbeiter ihre Kündigung eingereicht und bewerben sich anderweitig. Insider mutmaßen, dass der Skandal sich nur in den USA auswirken wird. Auf Nachfrage von STYLEBOOK gab es jedoch im Berliner Luxus-Kaufhaus KaDeWe bislang kein spürbar negatives Feedback von Kunden.