4. November 2016, 11:38 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Sie denken, Tee ist nur heißes Wasser mit ein bisschen Geschmack? Da liegen Sie leider ganz falsch. Tee wird jetzt sogar wie Wein verkostet und kann auch sonst noch wesentlich mehr, als Kaffeeliebhaber bisher dachten.
Es gibt ein Sprichwort, das sagt „Man trinkt Tee, um den Lärm der Welt zu vergessen“. Tatsächlich ist Tee in den letzter Jahren immer beliebter, sogar regelrecht zum Trend geworden und wird als Genußmittel gerade neu entdeckt. Vielleicht gerade deshalb, weil unser Lifestyle immer hektischer wird
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Tatsache ist, Tee ist weit mehr als heißes Wasser mit Geschmack. Wussten Sie zum Beispiel, dass Tee jede Menge Vitamine enthält, ganz so, wie etwa ein Smoothie? Oder dass Tee- die neuen Weinverkostungen sind? Experten wie Tea-Master Sandra Rosenmüller vom Berliner Ritz-Carlton wissen das längst. Sie gibt sogar Seminare zu ihrem Lieblingsgetränk. Uns hat sie ein paar interessante Fakten verraten, die Sie garantiert heiß auf das Heißgetränk machen.
Wussten Sie zum Beispiel, dass…
1. Alle Tees von derselben Pflanze abstammen?
Tatsächlich unterscheiden sich Weißer, Grüner, Gelber oder Schwarzer Tee und Oolong oder Pu Erh nicht nach Blättern oder Pflanzen, sondern nur nach der Herstellungsmethode. Alle Tee-Sorten werden aus den Blättern der Camellia-Teepflanzen hergestellt, die beiden Ur-Teepflanzen sind die Thea sinensis und die Thea assamica. Weißer Tee wird etwa nur gepflückt und getrocknet, schwarzer Tee unter anderem auch noch fermentiert.
2. Tee unbedingt geschlürft werden soll?
Tee-Experten wissen, dass das laute Genießen von Tee nicht unhöflich ist, sondern so sein soll. Denn dabei wird auch Sauerstoff mit in den Mund gezogen, das sorgt für eine höhere Geschmacksempfindlichkeit. In Japan wird sie niemand schief ansehen, wenn Sie laut schlürfen.
3. Teekannen niemals ausgewaschen werden sollten?
„Die Kannen von Teeliebhabern sehen immer schrecklich aus, sind innen meist komplett schwarz. Das muss aber so sein“, verrät Expertin Sandra Rosenmüller. Das Reinigen mit Spülmittel würden den Geschmack des Tees beeinträchtigen. Die Kanne nimmt nämlich den Geschmack des Tees an und wirkt wie ein „Geschmacksverstärker“. Gerade bei offenporigen Materialien wie Keramik oder Stein können sich auch Reste des Spülmittels in den Poren festsetzen. Auch Kaffee darf niemals in einer Teekanne aufgebrüht werden. „Den Geschmack werden Sie nie wieder los“, so Rosenmüller. Tee sollte auch niemals in der Nähe von Kaffee aufbewahrt werden, auch das beeinträchtig das Aroma zu stark.
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4. Tee am besten pur genossen wird?
In England unterscheidet man zwischen TiFs (Tea in First) und MiFs (Milk in First), je nachdem ob man es vorzieht, zuerst Milch oder Tee in die Kanne zu gießen. Die Queen soll übrigens eine MiF sein. Tee-Experten wie Sandra Rosenmüller empfehlen allerdings, weder Milch noch Zitrone zum Tee zu genießen. „Beides beeinträchtigt den Geschmack wirklich guten Tees viel zu sehr“. Ganz schlimm ist allerdings Kaffesahne, sie enthält zuviel Säure für Tee.
5. Tees nicht warmgehalten werden sollten?
Tee zieht nach dem Aufgießen immer noch etwas nach. Kannenwärmer oder Stövchen beschleunigen durch die erneute Wärmezufuhr den „Nachzieh-Effekt“, was dazu führt, dass der Tee eine komische Farbe und einen seltsamen Geschmack annimmt.
6. Die meisten von uns zu viel Tee portionieren?
„Ein bis zwei leicht gehäufte Teelöffel auf einen Liter Wasser reicht vollkommen aus“, erklärt Sandra Rosenmüller. Tipp: Wenn Sie Ihren Gästen einmal etwas Besonderes kredenzen wollen, empfiehlt Rosenmüller einen „Assam Espresso“. Dazu dürfen Sie ausnahmsweise viel Tee verwenden, 8-10 TL Assam auf einen halben Liter Wasser. 90 Sekunden ziehen lassen und mit braunem Kandiszucker genießen.
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7. Tee sehr intensiv riechen muss?
Viele von uns mögen Tees mit sehr intensivem Geruch nicht, meinen, es handelt sich dabei um besonders starke Tees. Tatsächlich ist es ein gutes Zeichen, wenn diese stark riechen. „Nur etwa 60 Prozent des Geruchs können Sie nach dem Aufbrühen noch schmecken“, so Rosenmüller.
8. Grüner Tee abgeschreckt werden kann?
Viele lassen die Finger von grünem Tee, weil ihnen gerade morgens die Prozedur des Aufgießens zu aufwendig ist. Schließlich sollen grüne Tees meist mit 60-90 Grad heißem Wasser aufgebrüht werden, sprich man muss erst warten, bis das Wasser abgekühlt ist. Ansonsten schmeckt der Tee schnell bitter. Dafür gibt es aber einen einfachen Trick. „Gießen Sie etwas kaltes Wasser über die Teeblätter, damit sie angefeuchtet sind. Danach können Sie auch kochend heißes Wasser darüber gießen“, empfielt Rosenmüller. Durch die Kälte ziehen sich die Poren der Blätter zusammen, Bitterstoffe werden nicht so schnell abgegeben, der Tee „erschrickt“ nicht.
9. Tee richtig viele Vitamine enthält?
Grüner Tee enthält hohe Vitamin-C-Mengen in den Blättern. Grünteeblätter weisen zudem relativ große Mengen an Vitamin A, B1, B2, B3, E und K auf. Der gesündeste Tee ist übrigens Japanischer, da er nur gedämpft wird und darin die meisten Vitamine erhalten bleiben.
10. Tee gezuckert werden darf
Es gilt die Regel: heller Zucker zu hellem Tee und dunkler Zucker zu dunklen Tees. Der malzige Geschmack des Assam-Tees wird z.B. ideal mit braunem Kandiszucker verfeinert. Das gibt dem Tee eine Karamell-Note.
11. Teeverkostungen wie Weinverkostungen funktionieren?
Sandra Rosenmüller hält regelmäßig Seminare ab, bei denen Tee verkostet wird. Dabei wird, ähnlich wie beim Wein, nur probiert – und der Rest weggeschüttet. Manchmal sogar nur probiert und dann gleich wieder ausgespuckt. Grund: Die Tees werden eher stark aufgebrüht, wer hier alles austrinken würde, wäre wacher als nach einigen Tassen Espresso.
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